SOX Digital trifft auf US-GAAP und SSC: Was hinter den Begriffen steckt

Wer mit amerikanischen Unternehmen zusammenarbeitet, kommt um den Sarbanes-Oxley Act (SOX) nicht vorbei. Dieses Gesetz sowie die US-GAAP (United States Generally Accepted Accounting Principles) und die als Shared Service Center (SSC) bekannten Organisationseinheiten spielen eine zentrale Rolle in der Unternehmensführung und Organisation amerikanischer Konzerne. In diesem Beitrag beleuchten wir die Bedeutung dieser Schlüsselkonzepte. Plus: Wir werfen einen Blick auf neue Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung von SOX entstehen.

SOX

Bevor wir in die digitale Transformation des Sarbanes-Oxley Acts (SOX) einsteigen und darauf eingehen, wie digitale Tools die Anwendung von SOX erleichtern, wollen wir zunächst einmal ein Grundverständnis für die einzelnen Begriffe herstellen. Denn obowohl SOX, SSC und US-GAAP in amerikanischen Konzernen längst selbstverständlich zum Alltag gehören, schaue ich in deutschen Unternehmen noch immer oft in ratlose Gesichter, wenn diese Themen zur Sprache kommen.

Wenn Sie lieber hören anstatt zu lesen: in der Podcast-Episode 6 erkläre ich Ihnen kurz die Bedeutung dieser Abkürzungen:

Der Sarbanes-Oxley Act: Ein Wendepunkt in der Unternehmensberichterstattung

Der Sarbanes-Oxley Act, kurz SOX, markierte einen Wendepunkt in der Unternehmensberichterstattung und kann mit dem deutschen IKS (Internen Kontrollsystem) verglichen werden. Eingeführt im Jahr 2002 als Reaktion auf mehrere Bilanzierungsskandale (z. B. Enron und WorldCom), zielt SOX darauf ab, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Unternehmensberichterstattung zu verbessern und betrügerisches Verhalten zu bekämpfen. Dieses Gesetz stellt strenge Anforderungen an börsennotierte Unternehmen in den USA sowie deren Tochtergesellschaften weltweit und an internationale Firmen, die an US-Börsen gelistet sind. Es ist demnach nicht nur bei amerikanischen Gesellschaften Pflicht sondern auch über die Grenzen hinaus. Die Unternehmen müssen strenge interne Kontrollen für die Finanzberichterstattung implementieren und jährlich über deren Wirksamkeit berichten, wobei unabhängige Wirtschaftsprüfer die Wirksamkeit der eingeführten SOX-Kontrollen bzw. die SOX-Compliance prüfen.

US-GAAP: der Goldstandard der Rechnungslegung

Die US-GAAP sind die Rechnungslegungsstandards für Unternehmen in den USA und sind das Pendant zum deutschen HGB. Sie unterscheiden sich von anderen Standards wie den IFRS (International Financial Reporting Standards) in Bezug auf Methodik, Terminologie und spezifische Anwendbarkeit. US-GAAP sind detailorientierter und haben ausführliche Regeln für verschiedene Branchen. Die Anwendung der US-GAAP ermöglicht eine konsistente und transparente Finanzberichterstattung, was das Vertrauen von Investoren und Stakeholdern stärkt. 

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Shared Service Center: Effizienz durch Zentralisierung

Shared Service Center (SSC) sind organisatorische Einheiten, die bestimmte unterstützende Funktionen wie Finanzen, HR und IT zentralisieren, um Effizienz und Kosteneinsparungen zu erzielen. Diese Zentralisierung hat das Ziel, die Servicequalität zu verbessern und schafft mehr Ressourcen für Kerngeschäftsfunktionen. In einem SSC werden typischerweise Prozesse wie Buchhaltung, Lohn- und Gehaltsabrechnung, IT-Support und Beschaffung zentralisiert, was zu standardisierten und optimierten Abläufen führt. Durch die Einrichtung eines SSC können Unternehmen etwa ihre Buchhaltungs- und Personalprozesse organisieren, was zu signifikanten Kosteneinsparungen und einer verbesserten Datenqualität führen kann.

Die digitale Transformation von SOX

Die digitale Transformation hat die Art und Weise, wie Unternehmen SOX-Compliance erreichen, grundlegend verändert. Früher basierten SOX-Kontrollen hauptsächlich auf Papierdokumenten und manuellen Prozessen. Heute nutzen Unternehmen jedoch zunehmend digitale Tools, um diese Prozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Moderne Softwarelösungen wie ERP-Systeme, automatisierte Workflow-Tools und spezialisierte Compliance-Software ermöglichen eine effiziente Dokumentation, Überwachung und Berichterstattung von internen Kontrollen. Diese digitalen Tools haben die SOX-Compliance vereinfacht und beschleunigt. Sie ermöglichen Echtzeit-Kontrollen, verbessern die Datenqualität und reduzieren manuelle Fehler. 

Welche digitalen Tools für SOX gibt es?

  • Enterprise Resource Planning (ERP) Systeme: Viele ERP-Systeme enthalten Module oder Funktionen, die speziell für die Einhaltung von SOX entwickelt wurden. Diese Systeme können dabei helfen, Finanzdaten zu verwalten, interne Kontrollen zu überwachen und die Berichterstattung zu vereinfachen.
  • Compliance-Management-Software: Diese spezialisierten Tools bieten Funktionen zur Überwachung und Verwaltung von Compliance-Aufgaben, zur Dokumentation von Kontrollen und zur Durchführung von Risikobewertungen. Sie können auch dabei helfen, die Einhaltung von SOX-Anforderungen zu überprüfen und zu dokumentieren.
  • Workflow-Automatisierungstools: Diese Tools automatisieren wiederkehrende Aufgaben im Zusammenhang mit SOX-Compliance, wie z. B. das Sammeln und Konsolidieren von Finanzdaten, das Verwalten von Genehmigungsprozessen und das Erstellen von Berichten.
  • Datenanalyse- und Berichterstattungssoftware: Solche Tools ermöglichen es Unternehmen, große Mengen an Finanzdaten zu analysieren und aussagekräftige Berichte zu erstellen. Sie können auch dabei helfen, Unregelmäßigkeiten zu identifizieren, die auf Probleme mit der Compliance hinweisen könnten.
  • Dokumentenmanagement-Systeme: Diese Systeme unterstützen die sichere Speicherung und Verwaltung von Dokumenten, die für SOX-Compliance relevant sind. Dazu gehören Prüfberichte, Kontrollbeschreibungen und Compliance-Dokumentationen.
  • IT-Sicherheits- und Überwachungstools: Da SOX auch Anforderungen an die IT-Sicherheit und die Integrität von Finanzdaten stellt, sind Tools zur Überwachung der Netzwerksicherheit und zum Schutz vor Cyberangriffen wichtig.
  • Cloud-basierte Compliance-Lösungen: Viele Anbieter bieten bereits Cloud-basierte Lösungen an, die Flexibilität und Skalierbarkeit bieten und es Unternehmen ermöglichen, ihre SOX-Compliance-Prozesse effizient zu verwalten.
  • Interne Audit-Software: Diese Tools unterstützen interne Audit-Teams bei der Planung, Durchführung und Berichterstattung von Audits, die für die Überprüfung der SOX-Compliance erforderlich sind.

Mein Tipp: Bei der Auswahl der richtigen Tools gilt es, Faktoren wie die Größe des Unternehmens, die Komplexität der Geschäftsprozesse, die vorhandene IT-Infrastruktur und das Budget zu berücksichtigen. Mehr dazu erfahren Sie auch in meinem Coffee-Talk mit Janet Winkler – Episode 63 meines Podcasts „Übernahme als Chance”:

 

Vorteile von SOX digital

Moderne Tools stellen sicher, dass SOX-Kontrollen digital abgebildet werden. Mitarbeiter können auf diese Weise noch leichter auf Kontrollbeschreibungen zugreifen, erforderliche Unterlagen vorbereiten und Handlungsanweisungen aus dem Tool erhalten – das bringt zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Elektronische Dokumentation und Genehmigung: Die Dokumentation von Kontrollhandlungen und deren Überprüfung kann nun elektronisch erfolgen. Dies erhöht die Transparenz und Effizienz des gesamten Prozesses.
  • Reporting und Analyse: Digitale Tools ermöglichen es, Berichte zu erstellen und den Status von Kontrollen zu überwachen. Dadurch lassen sich ungewünschte Entwicklungen frühzeitig erkennen und im Zweifelsfall Gegenmaßnahmen ergreifen.
  • Globale Zusammenarbeit: Digitale SOX-Tools erleichtern die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Sie ermöglichen es Teams aus verschiedenen Nationen, effektiv zusammenzuarbeiten.
  • Integration in andere Prozesse: SOX-Kontrollen sollten nicht isoliert betrachtet werden. Die Integration in andere Geschäftsprozesse, wie den Monatsabschluss, kann die Effizienz weiter steigern.

Herausforderung bei der Einführung digitaler Tools für SOX

Die Einführung digitaler Tools zur Einhaltung des Sarbanes-Oxley Act (SOX) kann für Unternehmen verschiedene Herausforderungen mit sich bringen. Hier sind einige der wichtigsten, mit denen Sie eventuell konfrontiert werden könnten:

  • Integration in bestehende Systeme: Die Einführung neuer digitaler Tools kann Schwierigkeiten bei der Integration in die bestehenden IT-Systeme und Prozesse des Unternehmens mit sich bringen. Dies kann zu Kompatibilitätsproblemen, Dateninkonsistenzen und Unterbrechungen im Betriebsablauf führen.
  • Kosten und Budgetbeschränkungen: Die Anschaffung und Implementierung neuer Technologien kann teuer sein. Unternehmen müssen möglicherweise erhebliche Investitionen tätigen, nicht nur für die Software selbst, sondern auch für die Schulung der Mitarbeiter und die Anpassung der IT-Infrastruktur.
  • Mitarbeiterschulung und Akzeptanz: Die Einführung neuer Technologien erfordert es oft, dass Mitarbeiter neue Fähigkeiten erlernen. Widerstand gegen Veränderungen und eine mangelnde Bereitschaft, sich mit neuen Systemen vertraut zu machen, können die Effektivität der Implementierung beeinträchtigen.
  • Datensicherheit und Datenschutz: Mit der Einführung digitaler Tools steigt das Risiko von Datenschutzverletzungen und Cyberangriffen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Systeme sicher sind und die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen gewährleisten.
  • Aufrechterhaltung der Compliance: Digitale Tools müssen laufend aktualisiert und angepasst werden, um mit den sich ändernden SOX-Vorschriften und anderen relevanten Gesetzen Schritt zu halten. Dies erfordert kontinuierliche Überwachung und Anpassung.
  • Qualität und Zuverlässigkeit der Daten: Die Effektivität digitaler Compliance-Tools hängt stark von der Qualität und Genauigkeit der eingegebenen Daten ab. Unvollständige oder fehlerhafte Daten können zu falschen Analysen und Berichten führen.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist vor der Einführung digitaler SOX-Tools unbedingt eine genaue Analyse der Ist-Situation und Planung der Umsetzung notwendig. Ich empfehle Unternehmen darüber hinaus unbedingt auch in Schulungen und Change-Management-Initiativen zu investieren. So ist gewährleistet, dass Mitarbeiter die neuen Systeme effektiv nutzen können. Für die erfolgreiche Einführung von digitalen SOX-Tools ist es weiters entscheidend, mit erfahrenen IT- und Compliance-Experten zusammenzuarbeiten. 

Mein Tipp: Gerne empfehle ich Ihnen Expertinnen und Experten aus meinem Netzwerk. Vereinbaren Sie jederzeit ein unverbindliches Beratungsgespräch mit mir! 👉 https://www.terminland.de/thebridge-online/ 

Sox digital – mein Fazit

Die Digitalisierung von SOX ist ein entscheidender Schritt, um die Einhaltung von Vorschriften effizienter und effektiver zu gestalten. Durch den Einsatz digitaler Tools können Unternehmen nicht nur Zeit und Ressourcen sparen, sondern auch die Qualität ihrer internen Kontrollen verbessern. Das bringt viele Vorteile mit sich, birgt aber natürlich auch Herausforderungen, was die Umsetzung betrifft. Doch diese lassen sich meistern – mit entsprechender Planung und klaren Zielvorgaben. Eines kann ich Ihnen dabei versichern: Der Aufwand lohnt sich in jedem Fall.




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