Post-Merger-Integration: Kommunikation ist King, Beziehung ist Kong
Welche Kommunikationsmaßnahmen sind unverzichtbar, damit die Post-Merger-Integration nach der amerikanischen Übernahme erfolgreich gelingt? Erfahren Sie es aus erster Hand von Expertin Judith Geiß!
Es ist eine Illusion zu glauben, nach einer US-amerikanischen Übernahme würde in Ihrem Unternehmen alles gleich bleiben. Denn aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich Ihnen versichern, durch die Post-Merger-Integration wird sich jede Menge verändern. Die gute Nachricht lautet: Diese Veränderung bietet viele Chancen und wer sie geschickt nutzt, geht am Ende gestärkt und mit neuen Möglichkeiten aus dem Prozess hervor. In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie und Ihr Führungsteam tun können, damit genau dieser Best-Case eintritt.
Ihr Unternehmen ist kein Einzelfall
Wenn Sie gerade mit einer amerikanischen Übernahme konfrontiert sind und an der Post-Merger-Integration arbeiten, fühlen Sie sich mit all den damit verbundenen Herausforderungen vielleicht unverstanden und einsam. Aber keine Sorge, Sie sind kein Einzelfall. Schon vor zehn Jahren verzeichnete das Statistische Bundesamt über 3.200 Unternehmen in Deutschland, die als Tochtergesellschaft eines amerikanischen Unternehmens geführt wurden.
Tendenz steigend, wie die Studie „Destination Deutschland. M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2019“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zeigt. Demnach gab es allein 2019 insgesamt 195 Merger and Acquisition Deals nordamerikanischer Unternehmen in Deutschland. Das Gesamtvolumen dieser Transaktionen betrug 35,1 Mrd. Euro.
Lese-Tipp: In meinem Buch „Die Übernahmeformel“ finden Sie viele wertvolle Informationen und praktische Anregungen zur Post-Merger-Integration nach einer US-amerikanischen Übernahme.
Post-Merger-Integration und alles bleibt anders
Wenn ich Unternehmen bei der Post-Merger-Integration begleite, erlebe ich meist drei Verhaltensweisen:
- Ignoranz
- Verweigerung
- Motivation
Die erste Taktik, die Ignoranz, funktioniert natürlich nur sehr begrenzte Zeit. Denn der Versuch, ein derart einschneidendes Ereignis wie eine amerikanische Übernahme zu ignorieren und den Kopf in den Sand zu stecken, führt unweigerlich irgendwann zur Eskalation.
Ähnlich ist es bei der Verweigerung. Unzählige Male habe ich erlebt, dass die deutschen Kollegen die Kooperation mit „den Amerikanern“ verweigern. Informationen werden nicht oder zu spät weitergegeben, die Kommunikation hinkt hinterher, Termine werden nicht eingehalten. Auch dieses Verhalten ist auf keinen Fall erfolgversprechend, sondern hat im Gegenteil meist den Jobverlust zur Folge.
Die dritte angesprochene Möglichkeit ist jene der Motivation. Menschen erkennen die Chancen der Veränderung und machen das Beste daraus. Natürlich ruckelt es dabei im Prozess da und dort, aber letztlich führt diese Einstellung zum Erfolg. Sowohl bei der Führungsebene als auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Und ich kann Ihnen versichern, es besteht definitiv die Chance, dass es nach der erfolgreichen Post-Merger-Integration sogar besser läuft als zuvor.
Was Sie aus dem Viessmann-Deal für Ihr Unternehmen lernen können
Im April 2023 wurde der deutsche Heizungshersteller Viessmann für zwölf Milliarden Euro an den US-Konzern Carrier Global verkauft.
- Welche Erkenntnisse ergeben sich aus dieser US-Übernahme, die zweifelsohne zu den größten der jüngeren Vergangenheit zählt?
- Inwiefern hat die mediale Berichterstattung dem Deal geschadet und wie hätte die Kommunikation schonender für die Belegschaft verlaufen können?
Darüber spreche ich in diesem Video bei #Frauvonfragtnach mit Christiane von Breuningen.
6 Schlüssel zur erfolgreichen Post-Merger-Integration
Sie fragen sich, was Sie als Geschäftsführung oder Mitglied der Führungsebene tun können, damit die Post-Merger-Integration erfolgreich verläuft? Dazu lege ich Ihnen sofort einen zentralen Begriff ans Herz: One Voice Policy!
Ganz egal, was sie tun, ganz egal, welche Botschaften Sie überbringen, es ist essentiell, dass die Führungsriege des deutschen Unternehmens eine einheitliche Sprachregelung vereinbart – sowohl intern gegenüber dem Team, als auch gegenüber externen Interessensgruppen wie Medien.
Dazu gleich eine Empfehlung, die Sie unbedingt berücksichtigen sollten: Informationen werden immer ZUERST intern verbreitet und gehen erst dann an die Medien.
1) Kommunizieren Sie nicht NICHT
So banal es klingt, so oft erlebe ich sie in der Praxis: die Vogel-Strauß-Technik. Unter dem Motto „Augen zu und durch“ agiert die Führungsebene hinter verschlossenen Türen. Dass dabei ein wahrer Nährboden an Gerüchten, Sorgen und Missgunst entsteht, liegt auf der Hand.
Mein Tipp daher: Entwickeln Sie von Anfang an eine klare Kommunikationsstrategie. Diese muss so gestaltet sein, dass flexible Anpassungen jederzeit möglich sind.
2) Kommunizieren Sie, dass Sie nicht alles wissen
Der Prozess der Post-Merger-Integration ist kein geradliniges Abarbeiten von To-dos. Stattdessen gibt es unerwartete Entwicklungen, Herausforderungen und Planänderungen treten auf. Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie nicht jederzeit über sämtliche Informationen verfügen. Aber seien Sie so gut und teilen Sie das transparent mit. Das erspart Ihren Kollegen unter Umständen schlaflose Nächte und macht Sie authentisch und vertrauenswürdig.
3) Kommunizieren Sie den Nutzen der Übernahme
Wie schon erwähnt, ergeben sich in der Post-Merger-Integration viele neue Perspektiven und daraus wiederum Chancen. Neue Stellen entstehen, Mitarbeitende bekommen Aufstiegschancen. Vermitteln Sie Ihrem Team genau das. Denn wer mit offenen Augen und offenem Geist in die Veränderung geht, wird sich mit Sicherheit leichter tun als jene, die allen Neuerungen verschlossen gegenüberstehen.
4) Seien Sie ein verlässlicher Ansprechpartner
Im Zuge der Post-Merger-Integration haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher unzählige Fragen. Das bedeutet nicht, dass jeder jederzeit an Ihrem Schreibtisch stehen kann, aber sorgen Sie dafür, dass Ihre Türe für das Team offensteht. Damit vermitteln Sie Sicherheit und stärken die Beziehung zur Belegschaft.
5) Behalten Sie Ihre Kommunikationsroutinen bei
Sie haben bisher immer alle wichtigen Themen der Woche montags beim morgendlichen Jour-fixe besprochen? Behalten Sie diese Routine bei. In der Post-Merger-Integration ergeben sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Umständen drastische Veränderungen. Es sind die kleinen, bewährten Routinen, die gerade dann Vertrauen ausstrahlen.
6) Priorisieren Sie Ihren Tag täglich neu
Wenn Sie Ihrem Team Gehör schenken, werden in der Post-Merger-Integration täglich neue Themen auf Ihrem Tisch landen. Gewöhnen Sie sich an, täglich neue Prioritäten zu setzen. Was bewegt Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wo werden Sie als Führungskraft heute am dringendsten gebraucht? Handeln Sie entsprechend, denn oft kann ein kleines Feuer schnell gelöscht werden, bevor daraus ein großflächiger Brand entsteht.
Meine dringende Empfehlung: So sehr Sie auch Feuerwehr spielen, achten Sie unbedingt auf Ihre persönlichen Ressourcen. Ja, die Post-Merger-Integration ist eine wichtige, vielleicht sogar kritische Phase in Ihrer Karriere. Wenn Sie dabei ins Burnout schlittern, hat aber niemand etwas davon. Daher müssen Auszeiten und Erholungsphasen für Sie ebenfalls höchste Priorität haben.
Post-Merger-Tipps aus meiner persönlichen Erfahrung
Wenn Sie die sechs oben genannten Punkte befolgen, haben Sie einen wichtigen Schritt zur erfolgreichen Post-Merger-Integration gemacht. Ich möchte Ihnen noch ein paar Empfehlungen mit auf den Weg geben, die ich im Laufe meiner Beratungstätigkeit als unverzichtbar erlebt habe.
Dazu gehört ganz klar Offenheit. Wie sollen Ihre Mitarbeiter sich für die neue Situation öffnen, wenn Sie es nicht tun? Gehen Sie auf die Kolleginnen und Kollegen zu, fragen Sie nach, was gebraucht wird. Reden Sie und vor allem hören Sie zu. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Missverständnisse und Probleme allein durch ein offenes Gesprächsklima aus dem Weg geräumt werden können.
Ein weiterer Aspekt, der in der Praxis oft vernachlässigt wird, ist das Thema der Sprachbarriere, wie Sie zum Beispiel in meinem Artikel „4 Kompetenzen, die Sie nach der Übernahme Ihres Arbeitgebers unbedingt brauchen“ nachlesen können.
Wenn die Englisch-Kenntnisse bei Ihren Mitarbeitern fehlen, wird die Kommunikation naturgemäß holprig verlaufen. Sorgen Sie also sofort nach Bekanntwerden der US-amerikanischen Übernahme dafür, dass Ihr Team sich sprachlich weiterbilden kann. Dieses vermeintlich „kleine Angebot“ kann unter Umständen maßgeblich zum Post-Merger-Erfolg beitragen.
Post-Merger-Integration: Sie müssen da nicht allein durch
Als Interimsmanagerin, Projektmanagerin und Übernahme-Mentorin habe ich in mehr als zehn Jahren viele Geschäftsführer und Führungskräfte deutscher Unternehmen in der herausfordernden Phase der Post-Merger-Integration begleitet.
Glauben Sie mir, es gibt kaum einen Stolperstein, an dem ich mir dabei noch nicht die Zehen angeschlagen hätte, um ihn anschließend aus dem Weg zu räumen – bei Bedarf mit zusätzlichen Expertinnen und Experten aus meinem umfassenden Netzwerk.
Dabei habe ich eines gelernt: Die Post-Merger-Integration gleicht einem kräftezehrenden Marathon und der lässt sich viel leichter bewältigen, wenn man professionelle Unterstützung hat.
Insofern lade ich Sie ein, dieses Angebot auch in Anspruch zu nehmen. Im Rahmen meines Übernahme-Mentorings, meiner Consulting-Tätigkeit, meiner 1:1 Beratung oder in Form von Trainings und Seminaren für Ihr Team bin ich jederzeit an Ihrer Seite. Buchen Sie am besten gleich ein unverbindliches Erstgespräch mit mir.
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