Podcast-Episode 81: Judith Geiß on air – Interview mit Julia Conte über 12 Jahre The Bridge
Julia Conte im Gespräch mit Judith Geiß: Blick hinter die Kulissen einer Interim Managerin und Mentorin für die Post Merger Integration
Inhalt / Links zu dieser Episode:
The Bridge wird sage und schreib 12 Jahre alt! Natürlich gilt es, auch diesen Geburtstag zu feiern. Darum erwartet Sie in dieser Episode ein kleiner Rollentausch. Julia Conte, die sonst hinter den Kulissen bei der Produktion des Podcasts mitwirkt, hat die Chance ergriffen um einmal selbst mit Judith Geiß über die Philosophie von The Bridge, Judith Geiß´ Erfahrungen und Learnings und vieles mehr zu sprechen.
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Ihre Judith Geiß
Transkript der Podcast-Folge:
Speaker1: [00:00:00] Übernahme als Chance. Der Podcast von und mit Judith Geiß. Sie und Ihr Unternehmen sind von einer Übernahme betroffen? Dann sind Sie hier genau richtig. Judith Geiß, die Expertin für US-amerikanische Übernahmen im deutschsprachigen Raum, teilt mit Ihnen wertvolle Tipps und Tricks und zeigt Ihnen, wie Sie diese Veränderung für sich und Ihr Unternehmen nutzen können. Ganz nach dem Motto: take the chance.
Julia Conte: [00:00:24] Ein großes Hallo und herzlich willkommen beim Übernahme als Chance-Podcast. Heute mit einem kleinen Rollentausch anlässlich des Jubiläums von The Bridge. Denn wie Sie sicher bemerkt haben: Ich bin nicht Judith Geiß. Mein Name ist Julia Conte, und ich bin Teil der Podcast Helfer, eine Marke von All Audio, die Frau Geiß seit Beginn des Podcasts begleiten. Und nun wollte ich die Gelegenheit gerne mal nutzen, um mit Frau Geiß persönlich zu sprechen und hinter die Kulissen zu schauen. Hallo Frau Geiß. Schön, dass wir heute miteinander sprechen.
Judith Geiß: [00:00:59] Hallo Frau Conte, ich freue mich auch drauf, in meinem eigenen Podcast interviewt zu werden. Das hatte ich bisher auch noch nicht.
Zwölf Jahre The Bridge – nach wie vor die richtige Entscheidung
Julia Conte: [00:01:04] Ja, immer mal was Neues. Und es gibt ja auch einen schönen Anlass, denn, es gibt wieder etwas zu feiern. The Bridge wird 12 Jahre alt. Was macht das mit Ihnen? Wie fühlt sich das an? 12 Jahre? Das ist ja schon ein Sümmchen.
Judith Geiß: [00:01:21] Also für mich ist es nach wie vor unglaublich, dass es 12 Jahre sind, wenn man zurückblickt, wie es angefangen hat und dass ich es bei keinem meiner Arbeitgeber zwischen anderthalb Jahren und drei Jahren ausgehalten habe. Einfach wenn sich die Aufgaben nicht verändert haben, dann war ich immer sehr ruhelos und die Idee damals, sich selbstständig zu machen, die war ja, wie bei vielen am Anfang, irgendwie irreal. Was passiert da dann genau? Und mit jedem Jahr das es mehr ist, merkt man, wie sehr es meine Entscheidung nach wie vor ist. Wie viel ich mich darüber freue, dass es so ist. Und ja, im Endeffekt können wir fast sagen, wir gehen jetzt Richtung die 20 Jahre.
Unterstützung für deutsche Unternehmen, die von Amerikanern gekauft wurden
Julia Conte: [00:01:57] Wahnsinn. Die meisten werdens wahrscheinlich schon wissen, aber für diejenigen, die heute tatsächlich vielleicht zum ersten Mal in den Podcast hineinhören, möchten Sie uns ganz kurz erklären, für was The Bridge steht und womit mir als Kundin bei Ihnen geholfen wird?
Judith Geiß: [00:02:16] Ja, natürlich, sehr gerne. Wir haben uns spezialisiert wirklich auf deutsche Unternehmen, die von Amerikanern gekauft wurden. Und „wir“ deshalb, weil mein Team im Hintergrund selbst genauso wie ich die Erfahrung gemacht hat, wie es denn ist gekauft zu werden und wie man sich da manchmal alleingelassen fühlt und auch überfordert. Manchmal, weil einfach sich innerhalb kürzester Zeit so viel verändert. Und auch wir haben das damals nicht glauben können, was sich da alles so verändert. Und es war dann wirklich so, dass als ich mich selbstständig gemacht habe, ich erstmal noch grob keine Idee hatte. Und dann kamen eben diese Kunden, die genau diese Probleme hatten und gesagt haben, okay, wir haben gesehen, sie kennen sich damit aus. Und das führt jetzt nach zwölf Jahren dazu, dass ich das immer öfter höre: Frau Geiß, das ist ja die mit den Amerikanern. Und genau das sagt die Marke The Bridge aus. Wir unterstützen natürlich im Beratungsbereich, aber auch in Form von Trainings. Denn es ist schön, wenn wir kommen und auch unterstützen. Aber unser Ansatz ist es ja, auch wieder zu gehen und letztendlich die Mitarbeiter dazu zu entwickeln, dass sie in Zukunft ihre Herausforderungen selbst meistern können.
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Mentoring für Führungskräfte, Mitarbeiter und Teams
Für diejenigen, die sich quasi Rat und Tat in persönlicher Form wünschen, gibt es dann auch seit neuestem ja unser Mentoring-Programm, wo man quasi eins zu eins Zugriff auf mich hat und wo man dann die ganz persönliche Situation letztendlich beleuchten kann. Denn natürlich: Für jede Führungskraft, für jeden Mitarbeiter ist es sehr unterschiedlich in dieser Situation. Aber für mich von außen, so wie jeder in seinem Fachbereich, sieht man natürlich Muster und Dinge, die immer wieder kommen, wo man dann wirklich selbst die Erfahrung einbringen kann und dem anderen so auch vermitteln kann: Es ist ganz normal, wie du dich gerade fühlst oder wie es dir jetzt geht.
Auch ich stecke bis heute nicht die Sachen einfach immer leicht weg, aber das macht dann ja die Echtheit der Zusammenarbeit aus. Dass ich nicht wie manche dann sage: Ich weiß alles besser und natürlich kann ich das auch alles. Sondern dass ich da die Rückmeldung bekomme: Okay, also wenn es ihnen noch nach so vielen Jahren so geht, dann ist es normal, dass es mir auch so geht.
Ganz oft ist es so, dass man ja im Umfeld nach Hilfe sucht. Da gibt es dann viele Meinungen dazu, was so passiert, wenn Amerikaner ins Unternehmen kommen. Das heißt, der Grundzustand ist schon meist so, dass man eher Sorge hat, anstatt dass man, wie der Podcast heißt, die Chance darin sieht. Und darum geht es letztendlich dann in der Zusammenarbeit. Zu sehen, okay, wie kann ich mich in diesem neuen Umfeld bewegen und welche Chancen liegen darin? Und das sind eine Menge.
Im Netzwerk gibt es immer einen passenden Mentor
Julia Conte: [00:04:47] Das kann ich mir vorstellen, da kommen wir auch gleich noch zu. Aber wie kann ich mir denn so ein Mentoring vorstellen, wie ist da der Ablauf?
Judith Geiß: [00:04:56] Also erst mal lernt man sich kennen. Das ist für uns eine Grundvoraussetzung. Wir hatten schon Kunden, die wollten buchen, ohne dass man sich gegenseitig kennengelernt hat, weil der Druck so groß war. Wir müssen trotzdem erst mal gucken: Können wir zusammenarbeiten? Bin ich der richtige Mentor, Schrägstrich Mentorin für die Person? Oder gibt es jemanden im Netzwerk? Auch das ist ein Gedanken von The Bridge. Ich bzw. wir müssen nicht alles machen, aber es gibt immer die Leute, die dann richtig sind. Und wir unterstützen dann, den richtigen Mentor auch zu finden.
Also gerade zum Beispiel wenn jemand in einer internationalen Umgebung ist und in, sag ich jetzt mal, in wirklich exponierter Position, gibt es Leute, die das über Jahre, Jahrzehnte gemacht haben, beispielsweise Armin Sarstedt, den Geleitwort-Schreiber meines Buches. Und er ist dann der Richtige, weil er einfach über einen Erfahrungsschatz verfügt, der da besser hilft.
Aber auch natürlich mit meinen Themen, die dann eher lokaler Natur sind. Wie: Wie positioniere ich mich auch als neuer Geschäftsführer? Wie gehe ich damit um, wenn ich nicht mehr alles so entscheiden darf wie die ganze Zeit oder auch natürlich mit Sorgen und Nöten von Mitarbeitern? Und genau das ist dann der Punkt, wo man sagt: dann geht man ganz individuell drauf ein, was man gemeinsam bespricht. Und das kann planungsgemäß das Thema einfach interkulturelles Zusammenarbeiten sein. Und dann merkt man in dem Sinne, ja, okay, da kommen dann die Glaubenssätze „Die Amerikaner sind böse“. Oder „Die wollen mich entlassen“. Und dann geht man quasi individuell darauf ein. Also es gibt nicht die Schablone schlechthin dafür.
In der Regel starten wir mit sechs Mal alle 14 Tage. Und auch in der Zwischenzeit ist es so, dass man regelmäßig in Kontakt mit mir stehen kann und dann bei akuten Fragen sich einfach an mich wenden kann. Und dann gibt es spontan ein Gespräch, wo man dann sagt: Okay, jetzt ist es Not. Vielleicht steht es nicht im Kalender, aber jetzt wird es gebraucht und dann springen wir rein, und meist sind es wenige Minuten, wo man einfach mal braucht, wo man das, was so im Kopf passiert, einfach mit jemand anders durchdenken kann.
Nach einer Übernahme kommen auch Führungskräfte an ihre Grenzen
Julia Conte: [00:06:57] Was sind denn Ihrer Erfahrung nach die größten Nöte während oder nach einer Übernahme?
Judith Geiß: [00:07:05] Also das eine ist natürlich: Natürlich sind auch Führungskräfte mal überfordert. Es ist einfach zu viel. Der Kalender ist voll, die Mitarbeiter wollen wissen, wie es weitergeht. Daheim hat man ja auch noch ein Leben. Man hat noch Kinder und Familie. Das heißt, es sind auch ganz viele verschiedene Ebenen, die einen täglich betreffen plötzlich. Ja, es ist nicht mehr, wie es war.
Und ganz oft, und das ist die Tücke daran, wird ja anfänglich gesagt, es wird sich nichts verändern. Die haben uns zwar gekauft, aber es ändert sich nichts. Und das, wenn das so langsam im Kopf sackt, dass sich das ja nicht bewahrheitet, dann geht einfach viel los. Und da geht es dann wirklich darum: Will ich das auch weiter machen? Wie kann ich meine Mitarbeiter besser unterstützen? Wie komme ich wieder zu meiner Work-Life-Balance? Was sage ich meiner Familie, wenn ich wieder arbeiten muss, während sie daheim sitzen und drauf warten, dass man fertig ist? Enttäuschte Kinder, die auch mal mit Papa oder Mama irgendwie mal wieder ins Kino gehen wollen. Und zum dritten Mal musste man das absagen.
Oder aber ganz persönlich, wenn man das Gefühl hat, man zahlt nur noch den Fitnesstudio-Beitrag, aber man schafft es gar nicht mehr hinzugehen, weil man nach der Arbeit so erschöpft ist. Also, ganz vielfältig. Und gerade Führungskräfte neigen dazu: Ja, ich bin ja Führungskraft, ich muss das ja können und ich konnte ja schon andere herausfordernde Projekte meistern. Aber da kommt man trotzdem an Grenzen. Und die sich einzugestehen ist meist der erste Schritt und dann der Weg zum Mentoring, um dann gemeinsam daran zu arbeiten.
Es spricht sich herum: Es gibt ein Mentoring für die Post Merger Integration
Julia Conte: [00:08:30] Sind es hauptsächlich Führungskräfte, die zu Ihnen kommen? Ich denke, so eine Übernahme betrifft ja auch sämtliche Mitarbeiter, egal welcher Position.
Judith Geiß: [00:08:41] Das ist definitiv so. Die Frage ist natürlich, inwieweit man sich damit beschäftigt, dass es dafür Lösungen gibt. Also unter anderem neben dem Podcast gibt es einfach, dass man sagen kann: Okay, der andere kann wissen, dass es dafür eine Lösung gibt. Weil einer der Standardsätze in den zwölf Jahren ist: „Wenn wir mal vorher gewusst hätten, dass es jemanden wie Sie gibt!” Und da ist es natürlich auch offen für die Mitarbeiter. Aber die Tendenz ist, dass die Führungskräfte es mehr nachfragen, während es dann oft in meinen Gesprächen ist, zu sagen: Okay, Sie haben im Team mit Sicherheit Leute, auf die Sie weiter bauen wollen. Macht es nicht Sinn, diese einzubinden bzw. selbst die Lösung auch anzubieten? Und das andere ist auch immer der Zeitpunkt des Mentoring. Optimalerweise begleitet man dieses ganze Thema von vornherein. Meist ist es aber leider so, dass, wenn das Kind den Brunnen gefallen ist, man erst auf die Idee kommt, dass man eine Lösung braucht.
Eine Firmenübernahme bedeutet Unsicherheit
Julia Conte: [00:09:35] Weil man vorher auch gar nicht damit gerechnet hat, dass sich so viel verändern wird – was einen dann schließlich überfordert oder Ängste bereitet. Sie sagen, meist kommt dieser Schritt zu spät, dass jemand Hilfe bei Ihnen sucht. Wenn man denn von der Übernahme erfährt, gibt es Tipps von Ihrer Seite, wie man sich von Anfang an vorbereiten kann auf die Zeit der Übernahme und nach der Übernahme, außer natürlich, dass man zu Ihnen am besten kommt?
Judith Geiß: [00:10:06] Ja, also zuerst gilt so was ganz Banales wie: Erst mal ruhig bleiben. Also durch das, was dann ja viel passiert, also gerade bei der Führungskraft. Wir haben Fälle, die haben es wirklich beim Autofahren erfahren, dass die Übernahme da ist, je nachdem. Also ich meine, der Finanzer ehrlicherweise weiß es meist schon vorher. Aber wirklich eine Führungskraft, die nichts wusste, die dann im Auto fährt, die Mitarbeiter rufen schon auf dem Handy an. Oder heutzutage, im Homeoffice wird dann morgens natürlich gleich über Teams oder Zoom angerufen. Und dann heißt, nach außen erst performen.
Aber das heißt ja nicht, wie soll ich sagen, dass man in der Situation selbst ruhig ist. Und ich finde, in der Situation ist es dennoch als Führungskraft meine Aufgabe, einmal auch ruhig zu bleiben und dann auch den Mitarbeitern erstmal das Vertrauen zu schenken: Ich bin ja da für euch und ich werde mich drum kümmern. Und ganz wichtig: Auch mal zu sagen, wenn man einfach nichts weiß. Weil nichts ist schlimmer, als wenn man dann sagt: Ja, das kriegen wir alles schon hin und es wird sich ja gar nichts verändern, so wie die Geschäftsführung das gesagt hat. Weil das ist letztendlich das, was auch dazu führt, dass man Vertrauen bricht mit seinen Mitarbeitern: “Aber du hast uns doch gesagt, es wird sich nichts verändern.“ Aber dennoch, diese Führungskraft, die da selbst überrascht wird, muss Ruhe bewahren und muss natürlich sicherstellen, dass das Team auch zusammenhält.
Vorurteile gegen amerikanische Unternehmen frühzeitig aufgreifen
Judith Geiß: [00:11:18] Weil das gibt natürlich dann die Vorurteile, wo man dann sagt: Ja, mit Amerikanern will ich nicht arbeiten. Oder: Dann wird alles schlechter. Oder man hat natürlich von den Heuschrecken gehört oder was auch immer. Da passiert sehr, sehr viel im zwischenmenschlichen Bereich. Und dann gilt es wirklich, gezielt mit Trainings dagegen zu wirken.
Banal gesagt, wirklich banal – es hört sich immer so banal an, aber ist es gar nicht: Fangen Sie an, Englisch-Trainings für ihre Mitarbeiter zu organisieren. Ich erlebe das in Projekten sehr oft, dass ich dann nachfrage oder auch aktiv mittlerweile durch den Podcast kommt dann: Wir haben über Sie recherchiert und wir haben gehört, Sie verstehen, dass wir kein Englisch können. Können Sie nicht dafür sorgen, dass wir jetzt Englisch-Trainings haben? Und dann wird es umgesetzt. Und dann dauert das nicht ein halbes Jahr, sondern Assessment und los geht’s. Oder interkulturelle Trainings. Wie ticken die Amerikaner? Oder andersherum Mal zu verstehen, wie wir als Deutsche ticken.
Das heißt, das sind kleine Maßnahmen, die dafür sorgen können, dass man ein bisschen besser vorbereitet ist, neben dem, was dann natürlich fachlich auf einen zukommt. Und da gibt es, wenn ich jetzt wieder natürlich klassisch die Buchhaltung nehme, wo man sagt: Okay, kann von uns jemand parallele Rechnungslegung? Welche Ressourcen haben wir im Haus? Wie können wir darauf zugreifen? Kennen wir vielleicht die Tochtergesellschaften, die vor Jahren akquiriert wurden? Können wir Kontakt aufnehmen? Können wir einen Erfahrungsaustausch organisieren? Kennt jemand jemanden, dem das im Unternehmen genauso gegangen ist? Also sehr viel von anderen lernen. Wie ist es denn da passiert? Und vor allem sieht man dann eins: Die, die dann durch sind, für die ist das alles neue Routine und man sieht dann auch die Chancen.
Nach der Übernahme kehrt irgendwann eine neue Normalität ein
Also ich habe das auch schon aktiv gemacht, ehemalige Kunden mit neuen Kunden zusammenzubringen, die in einer ähnlichen Branche gearbeitet haben. Und es war für beide Seiten wertvoll. Erst mal die ehemaligen Kunden, die dann gesagt haben: So schlimm war es doch gar nicht. Und ich mich dann so erinnere: Okay, ich habe da andere Erinnerungen, aber das ist wie mit allem, was dann neue Routine ist. Das ist dann das neue Normal. Und es zeigt dann einfach, man kommt da durch.
Aber natürlich, es ist erst mal jetzt, ich sage jetzt mal in der Regel so eindreiviertel Jahr, anderthalb Jahre, wo erst mal ziemlich viel durcheinander gerüttelt wird und wo man dann einfach gemeinsam schauen muss: Was braucht man konkret? Das kann ein Excel-Training sein. Das kann sein, dass jemand mal einen Kurs macht für US-GAAP. Das kann sein, dass man nicht gewohnt ist, international zu präsentieren, dass eine Führungskraft einfach ein Präsentationstraining mal macht oder eine Sprecher-Ausbildung. Es ist so weitreichend und sehr individuell. Aber wie immer ist es so: Wenn man nichts macht, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn dann auch nichts läuft.
Die Übernahmephase proaktiv mitgestalten
Julia Conte: [00:14:00] Das ist richtig. Jetzt habe ich mich gefragt, weil ja viele Menschen dann in dieser Übernahme-Situationen scheinbar überrascht sind, dass sich eben doch etwas ändert: Wird da meistens viel zu wenig kommuniziert zwischen dem übernehmenden Unternehmen und dem übernommenen Unternehmen und den ganzen Mitarbeitern, den Abteilungen? Wie kann ich mir das denn vorstellen? Meine Vorstellung wäre: Man setzt sich, wenn die Übernahme bekannt wird, zusammen und alles wird klar kommuniziert: Was sind unsere Vorstellungen, wie wird das ablaufen? Aber es scheint ja nicht so zu sein in der Regel, oder?
Judith Geiß: [00:14:41] In der Regel nicht, weil wir Deutschen dazu neigen, abzuwarten, was mit uns passiert, anstatt aktiv genau diese Schritte zu gehen, nämlich Kontakt aufzunehmen. Wer sind denn unsere Ansprechpartner? Wie können wir diesen Prozess gemeinsam gestalten? Und wenn jemand nicht proaktiv ist, dann wird er gestaltet, sage ich immer gerne. Das heißt, dann kommt es auch alles überraschend.
Aber es geht wirklich darum, die richtigen Ansprechpartner zu finden, letztendlich meiner Meinung nach klassisch Aufgabe der Geschäftsführung, die ja auch meistens in der Regel die Verkaufsverhandlungen geführt hat. Und dann zu sagen: Okay, wie gestalten wir jetzt die erste Phase, wie gestalten wir das erste Jahr? Was können wir tun, um uns richtig vorzubereiten. Und ja, mehr oder weniger auch die Ruhe vor dem Sturm zu nutzen? Und auch wenn es sich nicht dringlich anfühlt zu handeln. Das ist sehr untypisch für uns Deutsche, dieses Proaktive und nach vorne gehen, weil, oh Gott, dann könnte ich ja was falsch machen, und vielleicht ist mein Englisch noch nicht gut genug. Und das andere ist, na ja, wenn ich mich jetzt ruhig verhalte, dann passiert vielleicht gar nichts.
Die amerikanische Kultur in Unternehmen ist einfach anders
Julia Conte: [00:15:40] Also wenn Sie sagen, wir Deutschen neigen eher dazu, ein bisschen abzuwarten, um bloß keinen zu Fehler machen, da sind wir auch schon wieder bei diesem interkulturellen Bereich. Spielt der tatsächlich so eine große Rolle? Ich würde jetzt auch erst mal denken, dass die Amerikaner und wir Europäer doch viele Gemeinsamkeiten haben, und das es wahrscheinlich gar nicht so große Unterschiede geben wird. Aber wahrscheinlich liege ich nicht ganz richtig, wenn ich das so höre. Wie sehen Sie das?
Judith Geiß: [00:16:13] Ich bin ja in Heidelberg oder in der Nähe von Heidelberg aufgewachsen. Wir sind gewohnt gewesen, mit Amerikanern zu tun zu haben. Die waren einfach im Stadtbild mit dabei. Man hat sie privat gekannt, mochte die Lockerheit, mochte die andere Kultur, keine Frage. Und plötzlich sitzt aber ein Amerikaner vor mir, der gefühlt tausende Kilometer weg ist und der plötzlich mir erzählen will, wie der Hase läuft, sozusagen ohne eigentlich zu wissen. Und dann fangen mir Deutsche an, der kann das ja gar nicht wissen. Ja, aber wenn er die zehnte Akquise gemacht hat in Deutschland, dann erkennt er natürlich Muster und er weiß vieles aufgrund von weniger Fragen. Das geht mir nach 12 Jahren auch so.
Das andere ist, es gibt ja nicht umsonst unsere Stärken wie die deutsche Ingenieurskunst. Aber die hat halt auch wieder im Vergleich zu den Amerikanern das Thema, dass man alles 150 Prozent machen will. Und für den Amerikaner wäre es halt wichtig, eingebunden zu werden und dass man ihn viel früher da auch mit an Bord holt. Oder lieber einmal zu früh nachfragen oder zu viel nachfragen und proaktiv auch wie gesagt die Kommunikation. Auch zuzugeben mal, wenn ich was nicht weiß. Oh mein Gott, ein Deutscher soll Fehler zugeben oder ich weiß was nicht. Das ist für die Amerikaner komplett normal, da sie eine andere Fehlerkultur haben wie wir Deutschen. Aber für uns ist das wirklich ein schwieriger Weg, selbst für mich nach den vielen Jahren wirklich zu sagen: Okay, ich weiß hier nicht weiter und ich brauche jetzt eure Hilfe.
Also auch zu sehen: Es ist nicht nur so, dass wir Unterschiede haben, aber ich habe ja jemand Neues gefunden, der mir hilft im Zweifel. Aber dazu muss ich ihn fragen und ihm sagen, dass ich Hilfe brauche. Und dazu muss ich mir eingestehen, dass ich halt nicht alles weiterhin immer alleine lösen muss, sondern dass man jetzt eine internationale Firma ist, wo nicht jeder seine eigenen Erfahrungen machen muss, sondern wo man partizipieren kann an den vielen anderen Firmen, die es vielleicht im Konzern gibt, die ähnliche Probleme haben. Und wir neigen dazu, alles selbst machen zu wollen und auch zu schaffen. Und das ist in der amerikanischen Kultur ganz, ganz anders.
Es lohnt sich, Wettbewerb im Unternehmen neu zu definieren
Julia Conte: [00:18:21] Da können wir uns noch ein bisschen was von abschauen. Jetzt habe ich letztens, ich weiß gar nicht mehr wo, gelesen, dass es in amerikanischen Unternehmen häufig darum geht: Wer ist der Bessere? Das es da mehr so ein Gerangel gibt. Sehen Sie das auch so? Haben Sie diese Erfahrung auch gemacht? Und wenn ja, wie gestaltet sich dann aber die Teamarbeit? Das ist ja auf der einen Seite schön, dass man um Hilfe bitten kann und sich Fehler eingestehen darf, weil Amerikaner da anders mit umgehen als die Deutschen. Aber wie sieht es da mit der Teamarbeit aus?
Judith Geiß: [00:18:58] Also die eine Sache ist, wie wir Deutsche Wettbewerb verstehen. Also wer sagt denn grundsätzlich mal, dass Wettbewerb was Schlechtes ist? Sondern ich muss sagen, wenn ich jetzt mal mein Beispiel nehme: Große Ziele zu setzen, das ist ja eigentlich super. Und da wirklich dieses größer denken, was die Amis einfach so haben, dann auch für sich zu adaptieren. Natürlich sind die Amerikaner geprägt schon von Kindheit mit sehr viel mehr Sport wie bei uns. Und da werden die Sportler natürlich ganz anders verehrt und natürlich am besten die, die auch gewinnen.
Aber wer definiert denn, wer in einem Wettbewerb der Verlierer ist? Also ich glaube, wenn wir alle das Thema Wettbewerb neu überdenken, ist es so, dass wir ja definitiv am Ende immer weiter sind als wir heute sind und uns dadurch auch entwickelt haben. Und das wird sehr, sehr oft vergessen, weil man in Gewinner und Verlierer unterteilt. Aber dass man gerade bei einer Übernahme, wenn man mal zurück guckt, was man innerhalb kürzester Zeit schafft, wo man gedacht hat, wir brauchen zehn Jahre, und dann hat man das nach drei Monaten geschafft – das sieht man als Deutscher nicht. Und Sie hatten anfänglich ja auch gesagt zum Thema Feiern, wir Deutschen neigen nicht dazu, zu viel zu feiern. Und was ist ein Erfolg wert? Wer definiert das? Ist nur der Gewinn der Erfolg oder dass man dabei war, der Erfolg? Da gibt es die unterschiedlichsten Ansichten.
Sie wurden von einem Amerikaner übernommen? Oder arbeiten mit Amerikanern zusammen?
Brauchen auch Sie Hilfe nach einer US-Übernahme? Individuelle Begleitung bei der Zusammenarbeit mit Amerikanern? Sie wollen aber erst einmal wissen, ob sich die Investition für Sie lohnt?
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Wann sollte man das Unternehmen verlassen?
Julia Conte: [00:20:19] Das heißt, auch da dürfen wir uns noch ein bisschen inspirieren lassen. Sie haben von Chancen gesprochen, die so eine Übernahme auf jeden Fall bieten kann. Deswegen auch der Podcast Übernahme als Chance. Manchmal kommt ja aber dennoch der Zeitpunkt, wo sich diese Chance in der übernommenen Firma vielleicht nicht bietet, und es Zeit ist zum Gehen. Gibt es da Anhaltspunkte, wo Sie sagen: Also da muss man jetzt die Reißleine ziehen und eben erkennen, dass die Chance wahrscheinlich woanders liegt. Ab wann sollte ich besser gehen?
Judith Geiß: [00:20:57] Wenn man selbst nicht mehr zufrieden ist und nicht hinter dem steht, was da passiert. Weil es ist sehr oft, dass man dann bleibt, weil man war, keine Ahnung, 20 Jahre im Unternehmen. Man hat ein gewisses Gehalt, aber man ist die Person, die nur rummeckert, die unzufrieden ist. Jeder kennt die Kollegen, die sind irgendwie 100 Jahre in der Firma, meckern seit 100 Jahren über dieselben Themen, bleiben aber trotzdem.
Julia Conte: [00:21:18] …und ziehen dabei das ganze Team vielleicht sogar noch runter.
Judith Geiß: [00:21:25] Definitiv. Das heißt, da ist es wichtig, wenn man auch als Führungskraft sieht, dass man jemanden im Team hat, der genau diese Zeichen zeigt, dass man da aktiv mit der Person auch spricht. Zu sagen, okay, ich verstehe, dass du das nicht willst, und ich verstehe, dass du dir das anders vorstellst. Aber erkläre mir doch mal, was da Anders ist. Und das können die meisten dann einfach nicht. Und auch da gilt es dann, den Mitarbeiter dahingehend zu begleiten. Und das heißt nicht dann wirklich ultima ratio, dass er dann auch das Unternehmen oder sie das Unternehmen verlässt, sondern zu sagen: Okay, was können wir tun? Vielleicht sitzt die Person nicht mehr am richtigen Platz. Vielleicht ist an diesem Arbeitsplatz einfach zu viel Veränderung, und die Person kann nicht so gut umgehen mit Veränderung. Das heißt aber nicht, dass es keinen Platz mehr im Unternehmen gibt. Und das andere ist: Dann zu gehen ist ja für viele dann so ja die Chance nicht genutzt. Aber die Chance sitzt vielleicht auf der anderen Seite dann, wenn man das Unternehmen verlässt und hat im CV, sage ich jetzt mal, wirklich das „Oh, Übernahme-Erfahrung, Klasse, der ist belastbar, der ist Stressresistenz, den können wir brauchen, der hat neues Denken im Kopf“.
Oder aber außerhalb ergeben sich die Chancen, die man intern nicht hat. Jetzt noch mal zum Thema Englisch, wenn ich jemanden habe, der halt wirklich kein Englisch spricht, das macht ihm ja auch keinen Spaß. Also selbst mit Trainings dann. Also ich sage, jeder kann alles lernen, aber wenn ich es nicht lernen will und mich nicht öffne für die Chancen, dann können die auch nicht kommen. Und das ist in jedem anderen Unternehmen auch so.
Übernahme als Chance? Es gibt viele Optionen
Julia Conte: [00:22:54] Das ist richtig, das kann man aufs ganze Leben übertragen. Wenn ich die Tür nicht sehen möchte oder nicht aufmachen möchte, dann bleibt die zu, egal in welchem Lebensbereich. Und dass eine Übernahme eine Chance sein kann, das sieht man ja an The Bridge ganz klar. Das ist ja das beste Beispiel. Dazu empfehle ich allen, die zuhören, auch nochmal die Podcastfolge 35 „Judith Geiß on stage – und plötzlich kam die Übernahme“. Da kann man sich das nämlich auch noch mal ganz genau anhören. Aber ich würde es gerne nochmal kurz von Ihnen hören. Das heißt, Sie waren von der Übernahme persönlich betroffen und haben diese Chance ergriffen. Wie lief das bei Ihnen genau ab?
Judith Geiß: [00:23:42] Für mich was es sehr untypisch, weil ich ja noch gar nicht angefangen hatte, dort zu arbeiten. Das heißt, ich wurde damals noch ganz altmodisch per Telefon informiert, und ich wusste erst mal gar nicht, was da passiert, weil mein anderer Job war natürlich gekündigt. Und was mich die ganze Zeit begleitet hat, als ich auch dort war, war dieses Gefühl, das mir so entgegenkam, als ich kam. Jeder dachte, es bleibt alles, wie es ist. Es wird sich nichts verändern. Wir waren ja vorher schon amerikanisch. Was soll sich denn da noch so groß tun? Und ich saß die ganze Zeit da und habe gedacht, ich bin in der falschen Welt. Es war so, nicht künstlich, aber ich konnte das gar nicht glaube,dass wirklich erwachsene Menschen denken, dass sich nichts ändern wird.
Und dann war ich so ein bisschen die mit den Unkenrufen, sag ich jetzt mal, und es war auch relativ im Vergleich zu dem, was ich heute erlebe, relativ lange ruhig. So ein halbes, dreiviertel Jahr. Man hat es immer mal wieder gemerkt. Der Konzern hatte mehrere Unternehmen übernommen und man war halt irgendwie nicht so im Fokus. Und dann ging’s los. Und so wie es dann losging, hatte ich mich schon vorbereitet und habe nach dem Bilanzbuchhalter den Bilanzbuchhalter International angefangen, weil ich gesagt habe, okay, ich muss mich da mehr vorbereiten, und habe so lange mitgemacht, wie ich Chancen auch gesehen habe.
Judith Geiß: [00:24:52] Und bis zu dem Tag, der ja auch bei Judith Geiß on stage, eines der Inhalte ist, bis zu dem Tag, wo ich letztendlich erfahren habe, dass mein Arbeitgeber nicht mehr mit mir plant. Und dann war es halt einfach so. Auch da jetzt, okay, was mache ich jetzt? Und auch da dann die Chance zu sehen. Und ich muss sagen, bei jedem Job danach, den ich begonnen habe, diese Übernahme-Erfahrung im Lebenslauf zu haben, die war Gold wert und die ist es bis heute. Letztendlich 12 Jahre an einem Markt zu bestehen, wo andere vielleicht 3 oder 4 Jahre bleiben. Also das so die Erfahrung nach 3, 4 Jahren sind die meisten so weg. Ich glaube, in den 12 Jahren habe ich nur eine Kollegin, die mich auch schon so lange begleitet, die selbst auch schon sogar noch länger selbstständig ist, wo man dann merkt, okay, also ist es dann einfach eine Entscheidung und letztendlich die Möglichkeit zu haben, den Menschen zu helfen, die in derselben Situation sind und damit letztendlich mein Leben zu gestalten und meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Wer Mut hat, dem öffnen sich Türen
Julia Conte: [00:25:49] Ja, aber zu diesem Schritt gehört auch eine richtig große Portion Mut. Hatten Sie denn keine Angst, aus dieser Anstellung heraus dann in die Selbstständigkeit zu gehen? Man weiß ja nicht, was kommt. Ich meine, klar, da dürfte man nie was Neues beginnen. Das weiß man nämlich nie. Wie war das bei Ihnen? Hatten Sie Angst?
Judith Geiß: [00:26:10] Also ich würde gern damit anfangen, dass ich die Erfahrung gemacht habe im Leben, dass Mut belohnt wird. Das hat mir immer geholfen und auch, dass ich selbst meines Glückes Schmied bin. Das bedeutet, ich habe natürlich nicht direkt danach gegründet, weil danach hatte ich erst mal, neudeutsch, den Kanal voll. Ich wollte auch nie wieder mit Amerikanern arbeiten. Nie, nie wieder. Weil wie ich damals davon erfahren habe – und ich glaube, da verweisen wir wirklich auf die Episode –, das war nicht gut, und so macht man es auch nicht. Damals dachte ich auch, es sind nur die Amerikaner. Aber es sind auch immer die handelnden Personen in Deutschland, wie sie Dinge umsetzen, die da an sie herangetragen werden.
Also da den Unterschied, den ich heute sehe, den ich damals nicht sehen konnte. Und deshalb kann ich auch viele Enttäuschungen verstehen, weil da kommt ja jeder, ja und bei mir ist bei den Amis das und das passiert. Und wenn man dann nachfragt, das ist nicht bei den Amis passiert, sondern wie die Deutschen es umgesetzt haben. Und ich hatte danach noch andere Jobs sozusagen angefangen, wo es wirklich dann die Eintrittskarte war auch diese Erfahrung. Aber ich habe gemerkt, ich komme für mich so nicht weiter. Und natürlich hätte ich die Fach-Karriere anstreben können, ich hätte Führungskraft, was ich dann auch war, das hätte ich alles weitermachen können. Aber mir hat eins gefehlt in dem Bereich, in dem ich tätig bin: Wirklich dieses Machen zu können und dieses Einbringen und wirklich selbstverantwortlich zu sein. Und dies hat dann dazu geführt, dass mein letzter festangestellter Job so war, dass in dem Fall Frankreich einfach entschieden hat, dass meine Stelle nicht mehr gebraucht wird.
Judith Geiß: [00:27:39] Und dann habe ich gesagt, okay, das ist ja schön, wenn die das an, wie man so schön sagt, am Schreibtisch entscheiden. Aber darauf habe ich keine Lust mehr. Und habe dann, fast ein bisschen aus Trotz, entschieden mich selbstständig zu machen. Dann aber immer hin und her. Soll ich jetzt doch? Dann hat man sich doch für die Festanstellung dann noch beworben. Und letztendlich war es meine Freundin, die gesagt hat, also ganz ehrlich, wir haben jetzt so viel darein investiert, wenn du jetzt einen festangestellten Job annimmst, dann war das ja alles für umsonst.
Und um jetzt wirklich den Geburtstag quasi auch darzustellen von The Bridge war es so, dass ich an einem Tag zwei Gespräche hatte in Karlsruhe. Ich werde diesen Tag nie vergessen. Zuerst für das Interim Mandat, das zweite war für die Festanstellung. Und dieses Gespräch, das war so, ja, also so surreal. Erstes Mandat. erzählt jeder, dass ist total schwierig zu bekommen. Und dann saß ich dort. und da kam irgendwann jemand rein. Also ich war vorher mit einer größeren Gruppe da drin und man hat sich unterhalten. Dann kam jemand rein, hat sich so meine Antworten angehört, hat mir zwei Fragen gestellt, sagt zum Personaler: „Die Frau Geiß kommt morgen um neun“ und geht raus. Es stellte sich raus, das war der Geschäftsführer des Unternehmens. Er hatte gehört, was er brauchte, und am nächsten Tag um neun hat es gestartet.
Julia Conte: [00:28:59] Nein, wirklich?
Judith Geiß: [00:29:00] Doch. Und ich war dann so neben mir. Ist das jetzt wirklich passiert? Saß dann in meinem Auto und habe angerufen bei der Personalerin für die Festanstellung und habe ihr mitgeteilt, dass ich heute leider nicht kommen kann, weil ich heute mein erstes Mandat gewonnen habe.
Nach einer Übernahme gibt es immer wieder dieselben Muster
Julia Conte: [00:29:16] Das ist ja wirklich eine Erfolgsstory! Also das perfekte Beispiel dafür, was Sie sagten. Sie haben die Erfahrung gemacht, Mut wird belohnt. Das heißt, letztendlich haben Sie die Energie dieses Unmuts, der sich vorher auch aufgestaut hatte, in Ihnen genommen, plus den Mut und in was wirklich Gutes für Sie dann umgewandelt. Sie haben diese Energie genutzt. Und kann man nun im Nachhinein sagen, dass Sie Dankbarkeit dafür empfinden, dass alles so gekommen ist?
Judith Geiß: [00:29:48] Ich denke, rückwirkend sieht man das immer so oder sollte man es meiner Meinung nach immer so sehen, weil alle diese Schritte, die in der Vergangenheit passiert sind, dazu geführt haben, dass ich der Mensch bin, der ich heute bin. Mit all meinen Stärken, natürlich auch mit den Schwächen. Und letztendlich ja, das klingt dann immer so, als würde man sich selbst beweihräuchern, sind das heute die Stärken, die die Kunden am meisten bei mir schätzen, die ich dadurch entwickelt habe. Nicht aufzugeben, weiter voranzugehen, auch mal im Feuer zu stehen und das aushalten zu können, mal besser, mal schlechter. Aber wirklich zu sagen, okay. Ich sage immer, eine Führungskraft muss führen. Aber sie braucht auch die Mitarbeiter, die der Führungskraft folgen.
Und da ist es wirklich so, ich hatte jetzt auch vor einiger Zeit einen Neukunden, die noch nie mit einem Externen so zusammengearbeitet haben. Das war bei denen halt im klassischen deutschen Mittelstand nicht üblich, dass da Externe überhaupt kommen. Was soll das jetzt überhaupt? Und ich sage, meistens nach zwei Wochen wissen die, was der Unterschied zwischen einem Interimer oder einem Berater ist wie zum Festangestellten. Und dann geht der Turbo halt los. Das heißt, ich habe meine Ziele, die ich im Mandat bekomme, und dann geht’s wirklich los.
Ja, und das ist genauso auch im Mentoring, wenn ich die Gespräche führe. Da denkt man ja immer, dass es so anstrengend ist, so schwer. Und ich muss so viele Gespräche führen. Durch das, dass man natürlich die Muster und die Erfahrung hat, kommt man da relativ schnell auf den Kern und hat definitiv eins, nämlich: Der Menti denkt sehr oft, er müsste dann genau erklären, wie genau schlimm irgendwas war. Aber darum geht es ja gar nicht. Sondern man muss verstehen, was da passiert, was die Probleme sind, die den Stress machen. Und das gibt ihm oder ihr auch die Möglichkeit, es von außen zu betrachten und es damit zu versachlichen. Aber auch das ist wirklich was, wo man natürlich Vertrauen erst mal schaffen muss.
Und dass ich gelernt habe, dass andere mir vertrauen oder viel wichtiger, dass ich mir selbst vertraue, das habe ich mit Sicherheit all meinen Erfahrungen zu verdanken und letztendlich auch meinem Umfeld, das Gott sei Dank im Vergleich zu vielen, die ich höre, mich bestärkt hat. Also nicht noch mehr „Ja, oh Gott, ob ich das schaffe?“, sondern: „Wie? Du erzählst mir gerade, du sollst das nicht schaffen? Das geht doch gar nicht!“ Also ich hatte so ein Umfeld, gerade mit meiner Freundin. Die hat dann gesagt, was erzählst du dir gerade für einen Käse da? Warum solltest du das nicht schaffen? Und da bin ich sehr dankbar für dieses Umfeld. Da ich weiß, dass es heutzutage nicht unbedingt immer so der Fall ist, habe ich mich ja dann auch entschieden, bei den Vorbild-Unternehmerinnen dabei zu sein, um andere Frauen zu bestärken, sich selbstständig zu machen. Oder auch bei Mentor Me, wo ich gesagt habe, ich möchte auch ehrenamtlich anderen Frauen helfen ihren Weg zu gehen, einfach aus diesem Gefühl auch heraus, was anderes weiterzugeben, weil nicht jeder ein Umfeld hat, wo er auch wachsen kann.
Vorbild-Frauen unterstützen mit ihrer Erfahrung
Julia Conte: [00:32:40] Das ist leider richtig. Die Vorbild-Frauen, möchten Sie das kurz erklären? Was ist das genau?
Judith Geiß: [00:32:46] Genau. Das ist eine Initiative des Bundesministeriums der Wirtschaft. Ich weiß nicht, ob es gerade aktuell noch so heißt. Es ändert sich ja einiges, gerade in Berlin. Aber es ist so, dass das wirklich eine Initiative ist, die deutschlandweit agiert, zum Beispiel beim Girls Day oder auch sonstige Veranstaltungen macht, um wirklich zu fördern, dass Frauen gründen. Weil es ist nach wie vor so, die Männer haben den größeren Anteil bei den Gründern, die Frauen haben mehr Sorgen. Die Frauen haben ja vielleicht auch eine größere Beeinflussbarkeit, weil dann irgendjemand sagt: Ob du das wirklich schaffst? Und was ist denn dann mit den Kindern? Oder, dann ist der Mann nicht mehr glücklich, also klassisch aus dem alten Rollenbild.
Und ich will dem Umfeld da gar nichts Schlechtes tun. Aber wie soll denn jemand, der selbst nicht selbstständig ist, jemandem sagen, wie Selbstständigkeit ist? Also, ich zum Beispiel bin noch nie Fallschirm gesprungen. Da kann mir jemand anderes erzählen, wie es ist, Fallschirm zu springen. Aber wer sagt, dass das Fallschirmspringen für mich genauso ist oder dass es für mich das Richtige ist? Und da wirklich diese Fragen und Zweifel, Ängste und Sorgen. Wie hast du das gemacht? Und dann wirklich aus diesem Thema heraus: Wenn ich das kann, kannst du das auch. Und ich kann dich dabei begleiten. Das ist für mich wirklich nach wie vor sehr wertvoll, weil es wie bei allem is: Es ist ein Geben und Nehmen. Ich lerne bei allem, was ich da mache, viel auch dazu. Und letztendlich bleibt das gute Gefühl, diese Erfahrungen, die man selbst machen durfte, nützen nicht nur mir, sondern auch anderen.
Ich will das Business dahinter verstehen – auch als Interim Managerin
Julia Conte: [00:34:15] Ja, richtig. Haben Sie das Gefühl, dass sich das heutzutage schon ein bisschen verändert in die Richtung, dass mehr und mehr Frauen gründen, dass Frauen vielleicht auch selbstbewusster werden? Tut sich da etwas?
Judith Geiß: [00:34:26] Ich hoffe, dass es so sein wird. Aber ich sage jetzt mal, die Corona-Pandemie hat nicht dazu geführt oder bestärkt das nicht so, weil Frauen immer noch sehr viel unsicherer sind, viel mehr nach Sicherheit streben. Ich sage jetzt mal, ohne jetzt in diesen Stereotypen zu sein: Ein Mann sagt, das probiere ich halt mal. Und dann kaufe ich mir erstmal ein Auto und dann brauche ich natürlich ein schönes Büro und das beste Handy. Und die Frau sagt: Okay, kann ich mir das alles leisten? Hm. Was passiert morgen? Was passiert übermorgen? Also, das sind ganz andere Fragen, die die beschäftigen, während der Mann wie gesagt, man sehe es mir nach den starken Stereotyp hier, aber der Mann sagt einfach: Augen zu und durch. Der macht es jetzt einfach. Das wird schon klappen. Aber die Frauen sind nach wie vor nicht so. Nicht alle sind nicht so. Aber wo man einfach merkt, sie sind sehr viel zaghafter. Und deshalb finde ich auch wirklich super, dass wir da beim Girls Day anfangen, weil der Berufswunsch Unternehmerin – wie toll ist das denn? Viele kennen das am Essenstisch, im Zweifel hat der Papa das Unternehmen. Das führt meistens nicht dazu, dass die Kinder sagen: Ja, ich will Unternehmerin werden. Aber wirklich zu sagen: Okay, denkt zumindest mal drüber nach.
Und da erzähle ich auch gern folgende Geschichte. Ich dachte ja, das sei für alle total schockierend, dass ich mich jetzt selbstständig mache. Und vor Jahren habe ich jemanden wiedergetroffen, den ich zehn Jahre nicht gesehen habe. Und dann habe ich ihm erzählt, dass ich mich selbstständig gemacht habe. Und dann sagt er, na ja, dann hast du es ja endlich verstanden. Da habe ich gesagt, wie meinst du das? Na ja, also du warst, also einer der Filme, die mich im Kindesalter oder auch im jugendlichen Alter begleitet haben, war zum Beispiel der große Bellheim. Worum geht es da? Sozusagen wirklich ein Unternehmen zu retten. Die alten Schergen treffen sich zusammen und reißen das Ruder rum. Als Beispiel. Oder damals gab es so Vorreiter von Höhle der Löwen mit Big Boss. Und wer saß jede Woche da und hat es geguckt und hat dann mitgefiebert? Das war ich. Aber in der eigenen Welt sieht man das ja gar nicht. Und dann sagt er, na ja, ist ja wunderbar, aber tut mir leid, überrascht mich jetzt nicht. Und dann bin ich halt auf die Suche gegangen bei den anderen. Und dann kam so, ja, das war doch klar, dass du dich selbstständig machst.
Und für mich war es so, dass meine Initialzündung, warum ich es mir letztendlich auch zugetraut habe, der Fall war, dass es damals die Möglichkeit des Gründungszuschuss gab. Und in dem Sommer davor habe ich ja für einen Freund den Businessplan geschrieben. Weil der hat gesagt, du hast ja Wirtschaft studiert, macht es mal! Und als ich meinen eigenen schreiben wollte, musste, wie auch immer, wusste ich noch nicht mal, was ich schreiben soll. Aber da kamen dann einfach viele Dinge zusammen, die dazu geführt haben.
Judith Geiß: [00:37:02] Und ja, ich bin einfach ein Freigeist. Ich bin eine untypische Buchhalterin schon immer gewesen. Der klassische Buchhalter ist ja ein Erbsenzähler und sitzt nur vor seinem Rechner und kommunikativ ist er schon gleich gar nicht. Und aus dem Büro heraus will er auch nicht. Und für mich war das immer so: ich bin in Unternehmen gestartet und habe gesagt, okay, also ich soll hier jetzt die Buchhaltung von der Firma machen. Ich möchte mal das Lager sehen, ich möchte die Produkte sehen, ich will mit den Leuten in Kontakt kommen, ich will verstehen, was das Business dahinter ist. Und natürlich ist alles Soll und Haben sozusagen. Aber es steckt ja viel dahinter. Ich will verstehen, was ist denn dieses Produkt, was da verkauft wird und letztendlich meine Miete zahlt. Und das war schon immer so wirklich, dass ich auch bei Kunden dann relativ schnell gesagt habe: Okay, ich möchte erst mal alles sehen am ersten Tag. Ich will einen Rundgang haben, ich möchte verstehen, was passiert. Ich möchte verstehen, zum Beispiel, warum wir immer mehr Material kaufen, obwohl auf meinen ersten Blick, wir gar nicht aus den Augen gucken können vor lauter Material. Und auch Systeme, die man nutzt, damit in Frage zu stellen: Nur weil SAP sagt, du musst bestellen, wenn aber das Lager voll ist, warum bestelle ich dann? Und diese Sachen haben mich schon immer fasziniert.
Dank Internet ist heute ein weltweites Business möglich
Julia Conte: [00:38:14] Was letztendlich auch der Schlüssel zu Ihrem Erfolg sein kann. Das ist mit Sicherheit maßgeblich ein Grund dafür.
Judith Geiß: [00:38:22] Also, es ist einfach auch in schneller Zeit viel zu sehen und zu erfassen. Das ist ja aktuell in aller Munde. Homeoffice durch Corona, führen aus dem Homeoffice, das mache ich seit 2013. Für mich ist es normal und ich brauche auch nicht jeden Tag da zu sein, um zu wissen, was passiert, weil ich innerhalb von kürzester Zeit sehe, was passiert. Und dann brauche ich auch nicht die nächste Woche dasselbe wieder zu sehen, weil dann passiert genau dasselbe.
Und um da wieder zurückzukommen auf dieses Thema, wie ist es jetzt dann selbstständig zu sein – war das am Anfang einfach? Habe ich immer gedacht, oh Gott, das schaffe ich schon? Nein, habe ich nicht. Aber auch da wirklich das Umfeld. Und dann nach einem Jahr wirklich auch mein jetziger Mann, der mich da immer unterstützt hat, der es ausgehalten hat, dass die Frau gefühlt erfolgreicher ist im Job. Und da auch meine Lieblingsgeschichte. Da waren wir ganz kurz zusammen und wir haben dann so klassisch Brief-Mailings an Unternehmen in der Nähe gemacht. Und er saß so da, wie man das kennt, klassisch auf der Couch am Couchtisch und hat halt diese Mailings mitgeschickt und gefaltet und hat da schon direkt unterstützt. Und wenn man da an die Mailings zurückdenkt, war das mit auch ein Grundstock, wirklich dann auch aus mir rauszugehen. Weil Vertrieb, da war ich mir am Anfang immer sehr unsicher. Und bin ja momentan wirklich so, dass ich mir selbst die Kunden suche, weil ich die Erfahrung gemacht habe, wenn jemand zu dritt am Tisch sitzt, also irgendwelche Vermittler, die es in meinem Bereich auch gibt, dass das einer zu viel ist. Und ja, der Grundstock damals wirklich aufgrund dieser Mailings war, wo ich Kunden gewonnen habe, die heute immer wieder kommen, die mich weiterempfehlen. Und das ist das Schöne, dass natürlich, wenn man lange genug selbstständig ist, die Kunden wiederkommen, die Kunden weiterempfehlen und jetzt durch die Möglichkeiten des Internets es einfach, ja, wie soll ich sagen, nicht begrenzt ist darauf, dass es wie damals Umkreis 30 km war oder von mir aus 100, sondern für mich persönliches ist es weltweit möglich, unter der Bedingung, dass ich nicht zu viel reisen muss.
Die Post Merger Integration mit dem Buch “Die Übernahme-Formel” bewältigen
Julia Conte: [00:40:23] Ja, das ist ja einer der ganz großen Vorteile dieser Digitalisierung. Und auch jetzt durch das Homeoffice, was ja jetzt vermehrt genutzt wird durch die Corona-Krise, wo viele Unternehmen ja erkennen: Wow, das hat ja nicht nur Schlechtes an sich. Ich denke, einige Unternehmen haben vielleicht noch ein bisschen Angst, Kontrolle abgeben zu müssen. Aber wie Sie sagen, letztendlich kann man sich dadurch mit der ganzen Welt vernetzen, ohne dass ich dort vor Ort sein muss. Aber nach so vielen Jahren der Selbstständigkeit ist ja noch etwas Weiteres entstanden. Ihr neuestes Baby, Ihr eigenes Buch, denn Sie sind ja auch unter die Autoren gegangen. Seit letztem Jahr ist überall erhältlich: „Die Übernahme-Formel“. Was können sich die Zuhörer und Zuhörerinnen denn unter der Übernahme-Formel vorstellen?
Judith Geiß: [00:41:20] Die Initialzündung dafür war das Thema schon damals, als wir damals übernommen wurden, dass ich recherchiert habe, ob es Literatur gibt, die mir hilft in der Zeit, die mir hilft zu verstehen, was da jetzt auf uns zukommt. Und vielleicht auch ein bisschen meine Unkenrufe zu unterstützen, zu sagen, wir müssen uns jetzt hier wirklich vorbereiten. Wir können nicht warten, bis sie jetzt kommen und von uns irgendwas wollen. Und daraufhin, habe ich das eigentlich immer vermisst. Und auch da gab es dann wieder das Umfeld. Hätte ich mir jemals vorstellen können, ein Buch zu schreiben? Nein, auf keinen Fall. Und dann gab es einen Post in der Gruppe, in der ich mich mit anderen Unternehmerinnen austausche. Und da wurde gefragt: Wer schreibt dieses Jahr ein Buch? Und unter diesem Post haben Leute „ich, ich, ich“ geschrieben. Da habe ich gedacht, wenn die das können, dann kann ich das auch. Und ehrlicherweise bin ich die einzige von „ich, ich, ich“, die dann auch das Buch geschrieben hat. Auch nicht in dem Jahr, sondern im Jahr drauf. Aber das war so, dieses auch wieder zu sagen: Okay, das Buch gibt es nicht, also sollte ich es vielleicht schreiben.
Judith Geiß: [00:42:21] Und auch da: War es einfach? War es nicht. Aber auch da habe ich mir Unterstützung und Hilfe gesucht, um letztendlich jetzt denen zu helfen, die so wie ich damals, einfach mal dank Amazon und Google einfach sagen, okay, gibt es da jetzt was, was uns da helfen kann? Und dann wirklich Schritt für Schritt nach Themenbereichen aufgegliedert: Was muss ich überhaupt beachten? Wie groß sind die Facetten eigentlich, die so eine Übernahme betrifft? Und dann konkret mit Tipps und Beispielen, wo man dann wirklich die Beispiele, wenn man die liest, da sagt: Okay, das könnte unser Unternehmen sein. Oder im Podcast sage ich es ja auch öfters: Es hört sich vielleicht so an, gerade für meine ehemaligen Kunden, als würde ich von ihnen sprechen. Aber so ist es nicht. Es sind diese Muster, es ist dieses sich vorbereiten und dann letztendlich aufgrund der Formel dann auch wirklich die Schritte zu gehen, bis zu dem, wie ich vorhin gesagt habe, dass wir dann ins neue Normal kommen, aber die Zeit dazwischen zu überbrücken.
Das Buch zeigt ein System zur erfolgreichen Integration
Julia Conte: [00:43:17] Ist das Buch ausschließlich für Menschen geeignet, die sich gerade in oder nach einer Übernahme-Situation befinden? Oder macht es auch Sinn für Menschen in anderen Lebenslagen das zu lesen?
Judith Geiß: [00:43:29] Also erst mal, für jemanden wie mich, die sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gerne liest: Definitiv würde ich mit ja antworten. Das andere, was ich immer gefragt werde ist: Funktioniert es nur bei amerikanischen Übernahmen? Im Endeffekt jedem, der einem Veränderungsprozess ausgesetzt wird, der das Unternehmen an sich betrifft, wird es hilfreich sein. Und das andere ist natürlich, wie soll ich sagen, ich glaube, dass es ähnlich ist wie bei den Vorbild-Unternehmerinnen beispielsweise oder bei den anderen Dingen, die ich so mache: Dieses Gefühl, ich kann da jemandem helfen, der muss noch nicht mal den Mut haben, mich anzurufen, sondern er kann einfach erst mal ein Buch zur Hand nehmen. Und in meiner Vorstellung habe ich damit schon so vielen geholfen. Und ja, was gibt es Schöneres als anderen zu helfen und hoffentlich dann die Dinge auch zum Besseren so gestalten zu können. Und da war neben dem Podcast natürlich auch das Buch, was ja dann relativ parallel dann auch gestartet ist, so der Weg für mich, mein Wissen weiterzugeben und zu dem Ursprung zu kommen: Die Menschen können nicht wissen, dass es eine Lösung gibt, wenn ich nicht davon erzähle, was wir anbieten.
Die Lösungsanbieter nach einer US-amerikanischen Übernahme
Julia Conte: [00:44:34] Gibt es noch weitere Pläne oder Wünsche für die Zukunft oder in der Zukunft von The Bridge?
Judith Geiß: [00:44:43] Also, das eine Thema ist, ich wollte ja danach kein neues Buch schreiben. Jetzt bin ich gefragt worden von einem Herausgeber, ob ich einen Beitrag leiste zu einem Buch, das aktuell in der Planung ist. Ich weiß immer noch nicht so, wie ich zu solchen Projekten komme, aber letztendlich habe ich ja gesagt: Im Zweifel mache ich es dann einfach. Das andere ist wirklich, so sehr mir die Beratertätigkeit auch Spaß macht. Es ist wirklich so, dass ich denke, mit dem Mentoring wirklich meinem inneren Impuls mehr folgen zu können, wirklich anders zu helfen. Weil natürlich, in dieser Beraterrolle, wenn ich dann diese Mentoring-Themen habe und die kommen auf mich zu, dann ist es immer so: Ich muss natürlich mein Ziel erreichen, aber ich will auch den Menschen helfen und das ist dann so ein bisschen Widerstreit in mir. Und daher ist es so, ich glaube, dass es jedem von uns so geht, wenn er weiß, dass es jemanden gibt, der ein offenes Ohr hat, dass das am meisten hilft. Durch muss jeder selbst. Ja, es ist genauso: Die Freundin, die immer von ihrem Ex-Freund erzählt und sich wundert, dass dann die Wunden nicht heilen. Aber wirklich diesen Punkt der Begleitung und letztendlich damit auch zu helfen, dass jemand nicht vor der nächsten Scheidung steht oder der seinen Job behält oder die Chancen weiterhin sieht. Das ist eigentlich das, was jetzt mein großes Thema ist und was ich einfach weiter nach vorne bringen will.
Ich werde dann immer gefragt, würdest du das andere gar nicht mehr machen? Wie soll ich sagen? Dafür sind wir Unternehmer. Das heißt, wir unternehmen. Und damit können wir immer entscheiden, was wir tun wollen. Von dem her wird hier die Bandbreite einfach größer unter diesem Dach „The Bridge“. Und ja, neben dieser Trainings, die wir ja anbieten – und ich sage deshalb wir, weil das ja auch aus dem Netzwerk ist, also wirklich der Lösungsanbieter zu werden, wenn ein deutsches Unternehmen von Amerikanern gekauft wird.
Julia Conte: [00:46:31] Sehr schön, dann sind wir gespannt auf die Zukunft. Das klingt gut. Sie sagten ja, ich weiß auch nicht, wieso solche Gelegenheiten immer zu mir kommen. Aber ich glaube manchmal, wenn man wirklich seinen Impulsen, seinem Herzen in Anführungszeichen folgt und dann wirklich genau hinhört, dass man besser durchs Leben gleitet, als wenn man nie hinhört. Ich weiß nicht, wie ich das besser ausdrücken soll, aber sehen Sie das ähnlich, auch wenn es vielleicht ein bisschen esoterisch klingt?
Judith Geiß: [00:47:05] Also, ich komme da aus dem systemischen Denken einfach, wo ich dann sage, so klassisch Tischtuch-Prinzip. Wenn ich irgendwo ziehe, dann kann auch was anderes passieren, sozusagen. Und das muss ja nicht immer Schlechtes sein. Und bei der Geschichte dann auch wirklich einfach diesen Impuls zu haben: Okay, ich weiß zwar noch nicht, wie ich bestimmte Dinge umsetzen kann, aber ich nutze die Chancen, die sich mir bieten. Vielleicht eher dann, dass ich vielleicht zu viele Chancen nutze.
Julia Conte: [00:47:32] Geht das, zu viele?
Judith Geiß: [00:47:34] Natürlich, weil auch ich eine begrenzte Belastbarkeit habe und auch mein Tag nur 24 Stunden hat. Ja, das geht. Aber letztendlich ist es so, wie Sie sagen. Das Herz muss dabei sein und es muss Spaß machen. So wie mir der Podcast Spaß macht, weil dann viele gesagt gesagt haben, du hast gerade ein Buch geschrieben, jetzt fängst du dann mit dem Podcast an, muss das sein? So ähnlich wie damals, musst du jetzt noch den Bilanzbuchhalter machen? Du hast doch schon jetzt die Weiterbildung gemacht. Im Endeffekt muss jeder mit sich selbst im Reinen sein, was er da macht. Und gerade mit dem Podcast, da gibt es Videos, die ich 2017 gemacht habe, wo noch keiner groß Videos gemacht hat. Da sage ich in jeder Folge „Podcast“ anstatt Video. Und das heißt auch da, wenn man mir oder wenn ich mir richtig zugehört hätte, dass es zum Podcast geht, war damals schon klar. Und das andere ist, mir macht reden mehr Spaß als schreiben.
Vertrauen und Netzwerke sind die Basis für ein erfolgreiches Wirken
Julia Conte: [00:48:24] Ich würde gerne noch ein bisschen mehr über Sie persönlich erfahren. Und ich würde gerne wissen, so ein bisschen haben Sie es ja schon angedeutet, wenn Freunde und Familie Sie beschreiben würden, mit welchen Worten würden sie das tun?
Judith Geiß: [00:48:39] Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, glaube ich. Ich denke einfach, dass man mich dafür schätzt, dass ich trotz allem, was jeden Tag bei mir los ist, wenn mein Umfeld mich braucht, dann bin ich da. Das ist genau dieses Gefühl, was ich natürlich meinen Kunden vermittele. Vielleicht bin ich nicht immer da, aber sie wissen, wenn sie mich brauchen, bin ich da und dadurch natürlich sehr verlässlich. Und das andere ist, dass ich es schaffe, Vertrauen in Menschen zu wecken. Das heißt, wo andere vielleicht länger fremdeln, sage ich jetzt mal, öffnen sich mir Menschen relativ früh oder relativ schnell.
Das andere ist natürlich, dass sie mich fragen, wie ich das in 24 Stunden schaffe, was ich so alles mache. Und dabei vergessen sie natürlich oft, dass es über 12 Jahre entstanden ist. Und das andere, wo immer wieder aufkommt, ist, dass man mich um mein Netzwerk beneidet. Aber auch da muss man bedenken, ich habe, wie vorhin gesagt, circa 2011 richtig angefangen, sukzessive Netzwerke aufzubauen, Leute zu haben, mit denen ich mich und mein Leben und auch deren Leben bereichere. Und das zahlt sich natürlich auch aus. Aber wie habe ich gestartet? Irgendwie mit zehn Kontakten auf Xing. Heute sind es knapp 3000. Habe ich mit jedem davon einzeln Kontakt? Nein, aber ich sage immer, für mich ist diese digitale Welt Gold wert. Also so Kaltakquise und so was war nie mein Ding gewesen.
Judith Geiß: [00:49:56] Aber wirklich dann langfristige Beziehungen aufzubauen, verlässliche Beziehungen, wenn man weiß, jederzeit kann man anrufen. Das ist definitiv schon wichtig. Und ja, auch mit Sicherheit der eine oder andere, der schaut und sagt: Ja, das ist spannend, was sie da macht. Und ich hatte so ein Erlebnis. Kurz vor Weihnachten war ich bei meiner Tante und habe was abgeholt. Und dann hat sie gesagt: Oh, du hast mir ja gar kein Buch mitgebracht. Also da sieht man dann, wie alle anderen mitfiebern. Also nach wie vor dieses Thema Buch. Und ich habe ja wirklich nix geschickt, weil für mich war das okay, was soll sie denn mit dem Buch? Und dann habe ich ihr das vor kurzem dann zugeschickt und die war so happy darüber, dass ihre Nichte quasi eine Autorin ist, wo man dann auch merkt, dass da mitgefiebert wird. Und das ist so schön.
Und natürlich, es gibt die, die sagen Privates ist privat, Geschäftliches ist geschäftlich. Meine Freundin ist meine Mitarbeiterin. Also ich halte es einfach anders entgegen aller Ratschläge, das macht man nicht und so weiter. Ich habe einfach versucht, mich da leiten zu lassen, wie ich denke, dass es sein sollte und nicht wie die anderen das denken. Und ich glaube, dass das inspiriert, auch im Außen. Und ich hoffe damit auch anderen zu zeigen, wenn ich es kann, können sie es auch.
Interim-Managerin mit 30 bedeutet heute: 12 Jahre Erfahrung
Julia Conte: [00:51:08] Sehr schön. Und ich denke dieses, ja, aber man macht es doch so, oder so hat man es schon immer gemacht, da dürfen wir uns gar nicht so stark dran festhalten, weil die Hauptsache ist, dass es am Ende funktioniert und jeder damit glücklich ist, egal um was es geht. Diese starren Konstrukte, nur weil sie immer so waren, man macht es halt so, das trifft ja in vielen Bereichen zu, das ist aber nicht immer der beste Weg für jeden Einzelnen.
Judith Geiß: [00:51:33] Also, als ich damals gegründet habe, war ich 30 Jahre alt, und dann hat man zu mir gesagt, das Durchschnittsalter eines Interim-Managers, neben dem, dass er natürlich männlich ist, ist 45 bis 50. Und dann habe ich gesagt, wer sagt aber, dass es wahr ist, dass nur der das kann? Und heute bin ich zweiundvierzig und kann auf jetzt 12 Jahre Erfahrung zurückgreifen, die ich niemals in 12 Jahren Festanstellung gesammelt habe. Waren das immer positive Erfahrungen? Sicherlich nicht. Aber auch da sind wir wieder dabei, ich wäre heute nicht da, wo ich bin, wenn ich diese Erfahrung und diesen Strauß nicht gesammelt hätte.
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Zwei schwarze Katzen symbolisieren das Glück, helfen zu können
Julia Conte: [00:52:12] Genau. Ich meine, auch diese Erfahrungen, die vielleicht nicht immer schön sind, lassen uns ja dennoch auch wachsen. Aber was machen Sie denn gerne, wenn Sie sich nicht mit amerikanischen Übernahmen, The Bridge, Podcast und Bücher zu schreiben beschäftigen?
Judith Geiß: [00:52:31] Das ist eine interessante Frage, weil ich frage mich dann auch manchmal, was dann noch übrig bleibt. Aber tatsächlich bleibt noch ein bisschen was übrig. Also einmal lese ich total gerne und dann ganz banal wirklich Belletristik. Einfach nur den Kopf frei bekommen. Ich höre privat gerne Podcasts, die natürlich vielleicht geschäftlich angehaucht sind, aber wo ich dann einfach für mich die Inspirationen bekomme. Und ja, mein Mann und ich, wir haben so Faible. Beispielsweise machen wir bei Charity-Läufen mit, unterstützen verschiedene Organisationen, haben jetzt also gerade vor kurzem zwei Katzen aus dem Tierheim, die dort nicht vermittelbar gewesen wären, aufgenommen, was unser Leben auch bereichert. In dem Fall sind sie schlicht und ergreifend unvermittelbar aufgrund der Fellfarbe, weil sie schwarz sind. Und wir Deutschen glauben ja, dass schwarze Katzen Unglück bringen.
Julia Conte: [00:53:21] Tun wir das immer noch?
Judith Geiß: [00:53:23] Das tun wir immer noch. Man kann in den Tierheimen nachfragen. Deshalb der Appell: Wer das hört, schwarze Katzen bringen kein Unglück, sonst hätten wir das schon. Deshalb die Animation wirklich zu sagen, auch da die Chance zu geben und letztendlich auch die Möglichkeit zu haben, wir hatten davor schon auch andere Katzen, auch aus dem Tierheim und so weiter, die Möglichkeit zu haben, denen ein zu Hause zu geben. Auch da wieder wichtig für mich. Und letztendlich die Unterstützung für die Organisation, die wir machen aus unterschiedlichen Gründen. Ob es der Futter-Anker ist, der Tiere unterstützt bzw. deren Halter, die aus unterschiedlichen Gründen sich das eigentlich nicht mehr leisten könnten, ein Tier zu haben. Und auch da wieder dieses Zurückgeben, was dann auch das bereichert. Wir machen das dann manchmal so, dass wir samstags den Impuls haben, wir gehen jetzt mal wieder einkaufen, um irgendwas zu spenden und das nicht zum Angeben, sondern wirklich zu sagen: Hey, jeder von uns kann in dieser Situation sein. Wir hatten ein Jahr, da waren unsere Tiere sehr krank und es waren Beträge, die auch uns an Grenzen gebracht haben. Und das andere, mein Patenkind ist natürlich Teil unseres Lebens, der kommt öfters mal vorbei, wird jetzt bald in die Pubertät kommen. Wir sind schon gespannt. Wir sehen schon die Vorboten.
Auch private Beziehungen nach Corona wieder intensiver pflegen
Julia Conte: [00:54:35] Der Erik. Da gibt es auch eine Podcast-Folge: „Warum wir zu Weihnachten keine Postkarten versenden“ . Ja, da kann gerne jeder noch mal reinhören.
Judith Geiß: [00:54:50] Genau, da spricht er selbst. Er war mein erster Interview-Gast. Und auch da: Für mich war das gar nicht so weltbewegend, ihn im Podcast zu haben, aber für ihn. Er hat wochenlang davor schon in der Schule darüber erzählt und war dann hier mit großen Augen. Und dann haben wir das auch zusammen gemacht. Und dann wollte ich letztens noch mal eine Folge mit ihm machen. Da war das nicht mehr so cool. Und da hat er gesagt, nee, nee. Er hat nicht gesagt, dass er nicht will, sondern eher, ach, und dann haben wir das halt jetzt vergessen. Nee, dann machen wir es nicht. Und auch da dann meinte ich, okay, wenn du das nicht willst, dann müssen wir das nicht machen. Ich dachte, ich mache dir eine Freude damit. „Naja, ich habe ja jetzt schon eine Folge und ich glaube, die ist nach wie vor die erfolgreichste Folge.“ Also auch aus seinem Gedanken, dann jetzt mit heute elf Jahren: Warum sollte ich eine Folge machen, wenn ich die erfolgreichste Folge nach so vielen Jahren schon bin? Also dieses kindliche Denken, wo ich dann gedacht hab, ja!
Und ich sag jetzt mal so, bleibt immer so viel Freizeit, wie man sich das wünscht? Nicht immer. Auch ich habe die Phasen. Aber dann gibt es diese intensiven Phasen, wo man sagt, man hat jetzt wirklich mal Zeit, die Dinge zu machen, die sonst liegengeblieben sind oder das er mal wieder öfters zu Besuch kommt. Gerade durch Corona war er nicht so oft da, und da wünschen wir uns ja alle, dass wir da wieder zurückkommen, weil Familie und Freunde, also bei uns definitiv grad das Treffen die letzten zwei Jahre jetzt zu kurz gekommen ist. Ja und das andere ist, was eigentlich das Ziel gewesen wäre, also nachdem das Zehnjährige und Elfjährige ja nicht richtig gefeiert werden konnte richtig in der Offline-Welt, wäre schon eigentlich der Wunsch, dass man es dieses Jahr feiern könnte. Aber gut, dann wird es halt das dreizehnte Jahr. Auch das soll ja kein Unglück bringen, weil wir ja keinen Aberglauben haben. Und dann feiern wir halt nächstes Jahr.
Wer ausprobiert, findet seinen eigenen Weg
Julia Conte: [00:56:36] Was machen Sie denn, um sich so richtig zu entspannen? Ich meine, Sie haben ja jetzt schon gesagt, Sie lesen gerne. Ich lese auch sehr gerne, das mache ich besonders gerne abends im Bett, und das entspannt mich tatsächlich. Gibt es sonst noch was, außer das Lesen, wo Sie sagen, wenn ich mal einen richtig stressigen Tag hatte, dann mache ich dies und das besonders gerne. Haben Sie da Tipps?
Judith Geiß: [00:56:57] Also normalerweise, wenn ich jetzt nicht gerade in so einer stressigen Phase wie aktuell bin, mache ich zweimal die Woche Pilates mit einer Trainerin aus Dubai, die Online-Kurse anbietet. Das ist im Sommer ein bisschen besser wegen der Zeitverschiebung, weil das ja zum Teil dann jetzt auch über drei Stunden Unterschied sind. Und dann ist es morgens um halb sieben, am Montag und Mittwoch ein bisschen später, und man hat dann so die Routine. Und auch da wieder, wer hätte sich das vorstellen können vorher, dass es möglich ist, dass es egal ist, wo der Trainer ist. Und man kann trotzdem Sport machen. Also Pilates ist es aktuell einfach, um vielleicht auch einen Gegenpol zu schaffen. Ich hatte eine Zeit lang, da war es dann eher Tai Bo oder irgendwie Kickboxen, in die Richtung. Aber für mich war es dann so, dass, wenn man sonst immer so viel Fahrt aufnimmt, auch ich lernen musste, dass in den Erholungsphasen dann vielleicht nicht noch mehr drauf muss, sondern dass man dann eher die ruhigeren Sachen macht. Also Meditation auch, je nachdem, wo man dann einfach sagt, da kann man noch mal runterkommen. Mal bin ich zappelig dabei, mal weniger. Aber letztendlich muss jeder da den Weg finden. Die einen sagen, man muss jedes Mal jeden Tag in ein Tagebuch schreiben. Ich glaube, da ist einfach wichtig, die richtige Routine für sich zu finden, aber auch die Offenheit zu haben, mal was auszuprobieren. Und bei mir war das mit Pilates so, auch mit Yoga, wo ich erst gesagt habe, ach, das ist nichts für mich und das machen ja nur Leute, was auch immer man da im Kopf hat, aber wirklich die Dinge auszuprobieren. Und ja, es ist das Wichtigste daran, Spaß zu haben.
Julia Conte: [00:58:29] Ja, das ist richtig. Ich glaube, also zumindest ist das bei mir so, muss nicht bei jedem so sein, mir hilft es, einen festen Termin zu haben in der Woche. Obwohl es ja eigentlich noch mal wie so ein Druck ist, ist das ja letztendlich ein Termin, der mir gut tut und den man dann auch einhält. Egal wie stressig alles um einen herum ist, dass man egal was, kommt, sich diese Stunde wirklich nimmt.
Judith Geiß: [00:58:52] Genau diese Stunde ist ein guter Hinweis, weil normalerweise, wenn alles in Anführungsstrichen normal ist, habe ich für mich die beste Routine entwickelt, wirklich morgens für eine Stunde spazieren zu gehen. Viele Studien sagen ja mittlerweile, man muss grün sehen. Im Homeoffice sehen wir weniger grün, und dann wirklich eine Stunde spazieren zu gehen. Selbst wenn ich dann Podcasts höre oder auch mal telefoniere, dabei wirklich dieses draußen gewesen zu sein und nicht, ich gehe jetzt laufen, das habe ich über die Jahre immer wieder versucht, weil man hat ja gesagt, man muss laufen gehen. Und Spazierengehen ist ja kein Sport. Aber eigentlich geht es ja nur darum, irgendwie Routinen zu entwickeln, wo man sich mal die Zeit für sich nimmt. Und da habe ich auch viel ausprobiert. Ja, die Mittagspause. Die einen gehen immer in der Mittagspause spazieren, die anderen nach dem Feierabend.
Und für mich ist wirklich so: Aufstehen, nicht nachdenken, Schuhe anziehen. Also den Rest natürlich auch. Und dann rauszugehen. Klappt das immer? Auch das nicht. Und ich glaube, das ist eigentlich der wirkliche Tipp, den ich geben will: Auch wenn diese Routinen dann mal nicht funktionieren, da hat man ja immer die bösen Stimmen, warum schaffe ich das nicht? Und die anderen machen das ja auch und die laufen noch nebenbei Marathon oder was sie alles so machen. Ja, die anderen haben ihr Leben und das ist halt so. Wir sind nicht so vergleichbar, wie wir das immer denken. Und Vergleiche tun auch nicht immer gut.
Offen sein für Neues erweitert den Blick für Chancen
Julia Conte: [01:00:04] Das ist richtig. Das sieht man ja ganz stark in den sozialen Medien, das wird immer schlimmer. Zum Schluss hätte ich noch eine Frage, und zwar; Sie haben ja unglaublich viel Erfahrung in allen möglichen Bereichen gesammelt. Gibt es denn ein ganz bestimmtes Learning, das Sie bisher aus dem Leben mitgenommen haben, das so bedeutend für Sie war, das Sie jetzt auch gerne allen, die zuhören, mitgeben möchten oder davon erzählen möchten?
Judith Geiß: [01:00:32] Man hört ja viel von lebenslangem Lernen und man kann das auch nicht so greifen. Aber für mich persönlich kann ich jedem raten, offen zu sein für Neues, sich auch neue Dinge anzueignen, weil nicht das Neue immer schlecht ist. Und dann wirklich zu sagen, darin die Chancen dann wieder zu sehen und nicht zu sagen, wie ich es oft erlebe, das muss mein Arbeitgeber, der muss jetzt dafür sorgen oder so was, dass ich jetzt irgendwie eine neue Fertigkeit habe, sondern diese Neugierde fürs Lernen, das kann ich persönlich jedem empfehlen. Und letztendlich hält es auch jung im Kopf. Auch ich habe das, wo ich sage, das haben wir doch schon immer so gemacht. Und dann denke ich so, was sage ich da eigentlich gerade? Und dann lese ich mich noch mal in ein Thema ein oder sag, okay, das Thema ist vielleicht nichts für mich, aber ich habe mich eingelesen. Dank des Internets ist es ja so schnell, sich mit Themen einfach in Kontakt zu setzen und zu sagen, da möchte ich näher einsteigen oder nicht. Also wirklich dieses offen für Neues sein. Und das letztendlich führt, glaube ich, zur logischen Konsequenz, dass ich das rate, weil mich das im Leben ja gut versorgt hat.
Julia Conte: [01:01:31] Ja, vielen Dank für dieses Gespräch. Es hat Spaß gemacht und wir haben wieder vieles erfahren über Sie. Sehr, sehr schön. Dankeschön!
Judith Geiß: [01:01:41] Es hat mir auch viel Freude gemacht und ja, was aus einer Idee wurde am Telefon, auch wenn es jetzt ein bisschen gedauert hat. Und ich glaube, das ist auch für die Hörer interessant: Nur weil man eine Idee hat, man muss sie nicht gleich umsetzen. Aber man muss dann wirklich auch dran bleiben, dass sie Realität wird. Und ich hoffe und freue mich auf Rückmeldungen der Hörerinnen und Hörer, wie diese Interview-Folge ankommt, weil mir immer wieder gesagt wird, ich erzähle zu wenig von mir. Und ja, der eine oder andere wird sicherlich was Neues erfahren haben,
Julia Conte: [01:02:10] Da bin ich sicher. Danke schön. Bis bald. Tschüss.
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