So gelingt eine Übernahme – hilfreiche Tipps von Judith Geiß im TV-Interview

Heute gibt es wieder etwas zu feiern! Der 13. Geburtstag von the Bridge steht an! 

Und wer dem Podcast schon länger folgt, der- oder diejenige weiß, dass „Erfolge feiern“ nahezu zu einer Mission von Judith Geiß geworden ist. Nicht nur, dass „The Bridge“ wieder ein Jahr älter geworden ist und somit Geburtstag feiert, nein, es gibt noch einen weiteren Anlass: Judith Geiß´ Ziel, ein Interview im Rahmen eines TV-Formats zu geben, ist erreicht. Und zwar in Christiane von Beuningens Talk-Reihe „Frauvon fragt nach“ der NRWision. Freuen Sie sich auf ein spannendes Gespräch!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Oder hier der Link zur Sendung:
https://www.nrwision.de/mediathek/frauvon-fragt-nach-judith-geiss-uebernahme-mentorin-230302/

 

Sie möchten das Interview lieber als Podcast hören? Die Episoden 131 und 132 sind Ausschnitte zu bestimmten Themen, Episode 133 ist das komplette Interview. ACHTUNG, die Episoden 134 und 135 sind Auszüge, die im Fernseh-Interview nicht gezeigt werden!


Sie lesen lieber, anstatt zu hören? Dann finden Sie unter den Podcast-Playern das Transkript zum Interview.

 

Podcast-Episode 131: Interview-Ausschnitt zum Thema „Wieviele Übernahmen gibt es überhaupt?“
Wieviele Übernahmen gibt es überhaupt? Falls Sie sich diese Frage auch schon einmal gestellt haben, sollten Sie diese Episode nicht verpassen! Denn hier gibt Judith Geiß neben der Antwort auf diese Frage auch einen ersten Vorgeschmack auf das Interview bei der Talkreihe „Frauvon fragt nach“.


 

Podcast-Episode 132: Interview-Ausschnitt zum Thema „Do’s and Don’ts bei einer amerikanischen Übernahme“
Letzte Woche konnten Sie schon einen kleinen Vorgeschmack auf das Interview von „Frauvon fragt nach bei Judith“ erlangen. Heute geht es weiter mit dem zweiten Teil – und zwar mit den do´s and don´ts bei einer amerikanischen Übernahme.

 

Podcast-Episode 133: Das ganze Interview zum Thema „So gelingt eine Übernahme für Unternehmen und deren Mitarbeiter“


 

Podcast-Episode 134: unveröffentlichter Interview-Ausschnitt zum Thema „Wie kam es zur Übernahme-Formel?“
Judith Geiß freut sich über die zahlreichen Rückmeldungen zum Interview mit Christiane von Beuningen aus der Reihe „Frauvon fragt nach“. Dabei kam auch mehrmals die Frage auf, ob es denn noch mehr zu hören gäbe. Und ja, tatsächlich gibt es noch den ein oder anderen Interview-Auszug, der im vollständigen Interview nicht zu hören war. Freuen Sie sich darum in dieser Episode über eine spannende Unterhaltung rund um die Übernahme-Formel!

 

Podcast-Episode 135: unveröffentlichter Interview-Ausschnitt zum Thema „Das sollten Sie unbedingt bei einer amerikanischen Übernahme beachten“
Heute geht es weiter mit dem zweiten, unveröffentlichten Interview-Part mit Christiane von Beuningen aus der Reihe „Frauvon fragt nach“. Erfahren Sie in dieser Episode, was Sie unbedingt nach einer amerikanischen Übernahme beachten sollten und freuen Sie sich auf überraschende Antworten von Judith Geiß.


Hier können Sie in den Podcast einsteigen:

Podcast-amazon-musicPodcast-ApplePodcast-GooglePodcast-SpotifyPodcast-UpspeakAudioNowSamsungFree


Podcast-Bewertung:

Ihnen gefällt mein Podcast „Übernahme als Chance“? Dann freue ich mich über Ihre positive Bewertung bei Apple Podcasts:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/%C3%BCbernahme-als-chance/id1535599120

Sie wissen nicht, wie man eine Bewertung bzw. Rezension bei iTunes schreibt? Gerne gebe ich Ihnen hier eine kleine Anleitung: https://thebridge-online.com/podcast/podcast-bewertung-itunes/


Transkript zum Interview:

Speaker1: [00:00:00] Übernahme als Chance. Der Podcast von und mit Judith Geiß. Sie und Ihr Unternehmen sind von einer Übernahme betroffen? Dann sind Sie hier genau richtig. Judith Geiß, die Expertin für US-amerikanische Übernahmen im deutschsprachigen Raum, teilt mit Ihnen wertvolle Tipps und Tricks und zeigt Ihnen, wie Sie diese Veränderung für sich und Ihr Unternehmen nutzen können. Ganz nach dem Motto: Take the chance.

Judith Geiß: [00:00:24] Hallo und herzlich Willkommen zur heutigen Episode des „Übernahme als Chance“ Podcasts. Heute darf ich damit einleiten, dass es mal wieder was zu feiern gibt. Und der ein oder andere, der schon länger folgt, der weiß, dass Erfolge feiern quasi eine Mission für mich ist. Denn schlicht und ergreifend möchte ich immer wieder dazu anregen, dass man Erfolge feiern sollte, da dass das eines der Dinge ist, die ich persönlich von Amerikanern gelernt habe. Nun dachte ich, heute feiern wir den Erfolg, dass „The Bridge“ ein Jahr älter geworden ist. Also, meine Firma wird nun 13 Jahre. Und während ich so drüber nachgedacht habe, über die Episode und dass wir heute ein Interview ausstrahlen, habe ich dabei ein anderes Erfolgserlebnis schlicht und ergreifend unterschlagen. Und zwar, das näher zu begreifen. Es ist, glaube ich, wichtig, noch mal in das Jahr 2019 zurückzugehen. Also vor der Pandemie. Damals hatte ich als eines der Ziele für 2020: Ich möchte ins Fernsehen. Für mich damals war das natürlich ein Riesenziel. Und wenn man die Judith vor 13 Jahren gefragt hätte, hätte sie gesagt: Ich ins Fernsehen? Da hab ich nichts zu suchen. Aber durch die Selbstständigkeit bin ich schon das ein oder andere Mal über mich hinausgewachsen. Und so sollte es sein, dass ich nach Bonn gefahren bin. Und dort habe ich Christiane von Beuningen besucht, die mich interviewt hat für ihre TV Reihe. Und hinter den Kulissen, darf man nicht vergessen, hat der liebe Henry Star Roster dafür gesorgt, dass wir so richtig  gut aussehen vor der Kamera bzw. war er der Mann hinter der Kamera. Muss man vielleicht ein bisschen spezifizieren. Nun, ich muss sagen, es war so ein bisschen unwirklich für mich, als ich damals dorthin gefahren bin, um das Interview aufzunehmen. Und ich war schon ehrlicherweise ziemlich nervös. Aber wie es so ist, mit Dingen, die man erreicht – man geht im täglichen so ein bisschen drüber hinweg. Und ich habe mir dann überlegt: Was mache ich mit diesem Interview? Und dabei habe ich natürlich an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, gedacht und mich entschlossen, es zu meinem heute Feiertag, also nicht nur der 1. Mai als normaler Feiertag, sondern auch für mich ein Feiertag, in einer ganz besonderen Form mit Ihnen zu teilen. Und deshalb heißt die Episode heute auch „Ask Judith -So gelingt eine Übernahme für Unternehmen und deren Mitarbeiter. Im Gespräch mit Christiane von Beuning.“ Aber bevor es jetzt losgeht, möchte ich insbesondere Christiane und Henri danken, dass sie mir das ermöglicht haben. Und zwar ganz einfach, dass ich für mich ja mein Ziel erreicht habe, welches für 2020 geplant war und dabei auch über mich hinausgewachsen bin. Und auch da stellt sich wieder diese Frage: Wie wichtig ist denn eigentlich, dass man sich Hilfe holt? Weil Videos habe ich vorher gemacht. Interviews auch. Aber ich muss sagen, nichts gegen all die anderen, die das mit mir gemacht haben. Aber Christiane ist ein Profi vor der Kamera, durch und durch. Und Henri, ja, ohne den Mann hinter der Kamera wäre das alles nicht möglich gewesen. Aber auch ich habe etwas länger gebraucht, bis ich mich letztendlich dazu entschieden habe. Und eins schon mal vorweg: Dem Sender hat das Interview so gut gefallen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Und diese Fortsetzung wiederum, ein kleiner Teaser, wird es dann im Sommer geben – im Rahmen der Sommerpause, die ich ja jedes Jahr im Podcast einplane. Und ja, damit würde ich sagen, stürze ich schon wieder zu einem nächsten Erfolgserlebnis. Aber nicht nur dem Sender hat das Interview gefallen, sondern auch vielen Netzwerkpartnern, ehemaligen Kunden, Mitarbeitern der Kunden. Und da habe ich gemerkt: Ja, wir haben wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen. Und wer ist jetzt hier wir? Schlicht und ergreifend ist Christiane wirklich so super vorbereitet in dieses Gespräch gegangen, hat mir Fragen gestellt mit ganz unterschiedlichen Facetten. Und nachdem sie anfänglich eine Frage gestellt hat, zur Relevanz dieses Themas gerade in den Vorgesprächen, hat sie sich da richtig, richtig reingefuchst. Also an dieser Stelle, wie gesagt, vielen lieben Dank, Christiane, dass du so tolle Fragen gestellt hast. Und jetzt möchte ich Sie, lieber Hörerinnen und Hörer, nicht mehr auf die Folter spannen, denn nun geht’s los mit dem Interview. 

Christiane von Beuningen: [00:05:40] Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Frauvon fragt nach“. Mein Name ist Christiane von Beiningen und ich freue mich sehr auf meinen heutigen Gast. Ihr Schwerpunktthema ist es, Unternehmen zu unterstützen, welche von einem US amerikanischen Konzern übernommen werden. Sie sagt: Gemeinsam meistern wir die Integration in einen US amerikanischen Konzern, denn ich kenne diese Situation aus eigener Erfahrung. Wie eine solche Übernahme für das Unternehmen und vor allen Dingen auch für die Mitarbeitenden besser laufen kann, darüber spreche ich heute mit Judith Geiß. Herzlich willkommen! Schön, dass du da bist.

Judith Geiß: [00:06:24] Ich freue mich.

Christiane von Beuningen: [00:06:25] Judith. Ein spannendes Thema hast du mitgebracht. Finde ich jedenfalls. Und wir haben im Vorfeld ja schon ein bisschen gesprochen, damit ich ein bisschen mehr verstehe darüber. Und was mir so als erste Frage durch den Kopf gegangen ist. Ich habe es ja eben auch schon kurz erwähnt, Du unterstützt und begleitest Unternehmen, wo es darum geht, von US amerikanischen Konzern-Unternehmen übernommen zu werden. Und die erste Frage, die ich im Kopf hatte, als wir uns kennengelernt haben, ist: Wie viel Unternehmen gibt es eigentlich in Deutschland, wo das passiert? Also schätzungsweise bei wie vielen Unternehmen kommt das vor? Wie viele sind betroffen? Und wenn die übernommen werden, dann ist die Frage, wie viele sind tatsächlich betroffen, wenn es um die Übernahme von US amerikanischen Unternehmen geht?

Judith Geiß: [00:07:15] Ja, sehr gute Frage. Es ist definitiv so. Am Beispiel vom letzten Jahr sind 1000 Unternehmen, in Deutschland an ausländische Investoren verkauft worden. Davon ist der Spitzenreiter seit Jahren unangefochten USA. Das sind 221 im letzten Jahr gewesen. Und in der Presse hören wir ja immer von den Chinesen, die ja so viel übernehmen. Das waren dann gerade mal 20 Stück.

Christiane von Beuningen: [00:07:41] Ach was, das ist interessant. Ja, interessant, wo du das sagst mit den Chinesen. Natürlich ist es so, das wird ja auch immer durch die Medien so gepusht, dass das so ist. Aber das ist der Angstgegner.

Judith Geiß: [00:07:52] …genau.

Christiane von Beuningen: [00:07:53] Was unsere Wirtschaft angeht und das das de facto eher aus einer ganz anderen Ecke kommt, hätte ich nicht gedacht.

Judith Geiß: [00:08:00] Ja, es ist so. Danach kommt UK und danach kommt Niederlande. Also gerade bei Niederlande war ich jetzt gestern auch schon mal überrascht, als ich nachgeschaut habe. Und ja, es passiert öfters als man denkt. Weil man sagt ja immer, das trifft die anderen und in dem Fall ist es so, die Wahrscheinlichkeit an dem Beispiel ist sehr hoch, dass es natürlich einen selbst trifft.

Christiane von Beuningen: [00:08:20] Da ist jetzt so die nächste Frage, die mir durch den Kopf jagt, gerade. Also erst mal bin ich überrascht über das Ergebnis, was du recherchiert hast und was du weißt, wo das herkommt. So, und der andere Punkt ist der: Sind es spezielle Branchen, die betroffen sind oder ist es völlig egal, branchenübergreifend?

Judith Geiß: [00:08:38] Sagen wir es mal so Es gibt natürlich diese Big Deals, die dann in Pharma oder klassisch Automotive stattfinden. Aber was es wirklich ist, sind wirklich der klassische Mittelstand, den es dann trifft, wo es eben keine riesen Abteilungen gibt, die sich damit auskennen. Und das andere an dem Punkt ist, damit kann es natürlich jeden treffen, weil jeder von uns hat ja sicherlich auch in derselben Presse gehört: Nachfolgeregelung. Was passiert mit diesen Unternehmen? Die alten Patriarchen, die die Unternehmen noch haben und die abgelöst werden, wollen keine Kinder haben, beispielsweise keine Kinder haben, die jetzt richtig Lust haben, da einzusteigen. Und die Alternative zum Verkauf ist einfach abschließen. Und die Frage, die sich jeder stellen darf: Möchte ich, dass die Firma abgeschlossen wird oder lasse ich mich dann auf was Neues ein?

Christiane von Beuningen: [00:09:22] Stimmt, habe ich noch gar nicht unter der Brille betrachtet. Natürlich ist das ein Thema. Wenn ich ein Unternehmen habe, was vielleicht auch in Familientradition geführt wurde, es bis dato aber keinen mehr gibt, denn das interessiert oder der das machen möchte, dann habe ich natürlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder war es das und der finale Lichtausschalter wird betätigt oder lebt das irgendwie weiter, halt in einer anderen Konstellation. Ja, das ist schon spannend. Und das Thema Übernahme ist, ich habe auch natürlich in meinem Umfeld darüber ein bisschen erzählt und es ist sehr interessant besetzt, finde ich emotional. Es gibt viele Filme, die wir kennen. Ja, Hollywood ist da ja auch sehr aktiv. Und wenn man dieses hört, dieses „US amerikanische Firmen übernehmen“, dann ist man gleich in so einem Horrorszenario. Feindliche Übernahme als große Überschrift. Jetzt würde mich mal interessieren, wie viel Passung gibt es da zur Realität? Also, wie erlebst du das in deiner Arbeit? Oder anders gefragt: Wie erleben das die Mitarbeitenden? Da herrscht doch bestimmt auch schwierige Stimmung? Stichwort Angst und vielleicht auch extreme Unsicherheit.

Judith Geiß: [00:10:36] Ja, was du schon ansprichst. Wir sind geprägt. Von Filmen und Serien, meistens aus den USA, die uns dann zeigen, wie es denn dann passiert. Also mein Lieblingsfreund, George Clooney, der durch die Welt fliegt und die Leute entlässt am Ende. Er lässt grüßen. Passiert das so? Ich kann nicht nein sagen, weil das wäre gelogen. Aber jetzt, in meinen 13 Jahren in der Selbstständigkeit, wie oft ist es passiert? Einmal. Und da waren wir auch schockiert. Das war wirklich so. Der Kunde saß an zwei Standorten. Der eine Standort sehr nah am Flughafen. Da ist wirklich jemand gekommen, ausgestiegen, hat 15 Leute entlassen, wieder eingestiegen und gegangen. Da wussten die Leute am Standort noch nicht mal, wer ist es überhaupt? Das musste dann erst rausgefunden werden. Und wenn ich dann denke, in den 13 Jahren gab es dann doch mehr als einen Kunden. Und passiert es? Es passiert schon auch mal. Aber es gibt auch tolle Menschen, die mich beauftragen, die sagen: Ich will, dass das hier funktioniert, dass wir eben miteinander sind. Die nachts um drei aufstehen, damit sie mit uns kommunizieren können, aufgrund der Zeitverschiebung. Also da gibt es ganz tolle Menschen und da muss man halt sagen, diese Prägung, die die Mitarbeiter in dem Moment dann im Kopf haben, ist eben diese negative. Werden jetzt Massenentlassungen kommen? „Jetzt kommen die Heuschrecken“- auch gerne genutzt. Oder aber Serien, wo sie dann zeigen, wie die Anwälte austüfteln, wie man dann am schnellsten die Bude zumacht.

Judith Geiß: [00:11:58] Da lässt dann Cut grüßen beispielsweise. Das findet man ganz unterhaltsam, wenn man das sieht und dann denkt man: Passiert das jetzt mit uns auch? Und da sage ich halt ganz gerne: Was jetzt genau passiert, kann Ihnen keiner sagen. Aber Sie können sich überlegen, wie Sie damit umgehen. Nämlich, vielleicht erst mal annehmen und erst mal gucken, was passiert denn überhaupt? Weil, die Gespenster sind nur im Kopf erstmal. Erstmal passiert gar nichts und dann gilt es ja auch daran. Wenn gerade mal gar nichts passiert, dann ist so ein Kristall in der Luft. Keiner will sich bewegen. Und dann sage ich auch: Okay, was wissen Sie denn schon, was jetzt passiert? Wir wissen nichts. Warum geht ihr jetzt nicht auf die zu? Ja, die haben doch uns gekauft. Ja, aber ihr wollt doch auch euren Teil beitragen. Und das andere ist noch mal neben dem Fernsehen:  Die Zeitschriften oder die Zeitungen. Von was wird berichtet, wenn eine Übernahme nicht funktioniert? Großes Beispiel Daimler Chrysler. Man hat sich nicht gemocht. Die Ehe im Himmel, die dann doch zerbrach usw.. Ja, und es funktioniert als Schlagzeile halt nicht.

Judith Geiß: [00:12:57] Hey, die Übernahme hat geklappt. Wir haben für mein Buch damals recherchiert wie verrückt. Wirklich. Nach Beispielen, Zeitungsartikeln usw. Es wird einfach von dem Negativen berichtet. Und auch da sind wir schon bei einem der Themen. Rein kulturell fixieren wir uns eher auf die Sachen, die nicht klappen. Der deutsche, perfektionistische Ingenieur, der zu 150 % alles macht. Und dann kommen die Amerikaner, die sagen: 50% reicht mir vollkommen. Und da ist halt wirklich schon am Anfang klar: Okay, da wird sich jetzt was zusammenrütteln, aber im Endeffekt, ob der, der mich übernimmt, USA ist oder ein Schwabe oder ein Hesse. Es ist eigentlich dasselbe, wie wir es vorhin auch gesprochen haben über das Thema Wohnung. Jeder richtet die individuell für sich ein. In dem Fall müssen Prozesse vereinheitlicht werden, wo man dann einfach sagt: Okay, man kann sich ja auch angleichen und es ist ja nicht jeder unverbesserlich und diese ganzen Themen am Anfang abzufangen, die Ängste und die Widerstände aus der Belegschaft auch wahrzunehmen, sich darum kümmern und das Wichtigste, nicht als Eigenwerbung, sondern dann zu sagen: Okay, ich habe keine Ahnung, was jetzt hier mit uns passiert. Ich habe eine ungefähre Vorstellung, aber lass uns doch wirklich da begleiten lassen und dann nicht erst, ehrlicherweise, wenn das Kind in Brunnen gefallen ist, wie es oft passiert.

Christiane von Beuningen: [00:14:11] Ja, ich kann bei allem, was du sagst immer nur nicken. Also Haken, Haken, Haken macht Sinn, weil ich denke, dass eine Sache ganz wichtig ist. Vielleicht auch in unseren Köpfen. Wir wir leben ja in einer Welt der vermeintlichen Sicherheiten als Menschen. Das mögen wir, ja, glaube ich ganz gerne. Wir verkaufen uns auch, dass wir ja alles im Griff haben. Natürlich nicht. Ja, aber das fühlt sich so an, und wenn dann was passiert, was wir nicht in unserem Kopf, in unserem Szenario haben, dann ist ja erst mal irritiert sein und rumrennen. Und was natürlich fatal ist. Es sind so zwei Dinge, die du gesagt hast. Das eine sind die Medien, die ja nicht nur bei Übernahmen, sag ich mal, sondern generell geneigt sind, eher so das Negative auszuschlachten und und mitzuteilen. Ich habe vor Jahren mal gesagt, es gibt eine schöne Sendung, mal jeden Tag. Wie viele Flugzeuge sind sicher gestartet und sicher gelandet, wie viel Sachen sind gut gegangen? Heute würde sich das keiner angucken, weil alle denken war sehr langweilig. Und das macht natürlich viel von unserer Prägung aus und das ist ja der Trigger. Dann, ja dann kriege ich mit, bei uns im Unternehmen, jetzt sind wir auch dran. Dann habe ich diese Bilder im Kopf und dieses Gefühl von : jetzt geht es los, jetzt ist das Chaos perfekt. Jetzt bin ich gespannt. Wann werde ich arbeitslos? Also irgendwann ist mein Platz weg und ich glaube, dass dann der andere Punkt, den du gesagt hast, dieses in Kommunikation gehen und miteinander reden, ist wichtig.

Christiane von Beuningen: [00:15:35] Egal, ob ich jetzt mit Abteilungen fusioniere, ob ein anderes Unternehmen betroffen ist, involviert ist oder sogar eine andere Kultur. Es ist das wichtigstes miteinander reden. Ja, und du kennst es ja aus eigener Erfahrung, was das bedeutet. Weil du selber auch in Unternehmen warst, was betroffen war von einer solchen Übernahme. Und ich kann mir vorstellen, dass es sehr vielschichtig ist. Naja, es ist ein breites Spannungsfeld, glaube ich auch, was Befindlichkeiten angeht. Du hast eben einen Satz gesagt, der so in mir nachklingt. „Die haben uns doch gekauft. Dann sollen die doch auch jetzt machen.“ Ich glaube, das passiert wahrscheinlich häufiger, als ich jetzt so denken würde, weil das so ein bisschen kommod ist und auch eine gute Entschuldigung ist, warum man jetzt nicht in Aktion verfällt. Ich kann mir vorstellen, dass diese Information, an sich zu wissen, okay, unser Unternehmen wird jetzt übernommen oder soll übernommen werden oder es ist schon passiert und wir erfahren es erst im Nachhinein. Es gibt ja unterschiedliche Vorgehensweisen, nehme ich mal an. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung für alle Beteiligten. Allein der menschliche Aspekt. So, jetzt ist die Frage: Gibt es Do´s and Dont´s? Also gibt es Dinge, die ich tunlichst lassen sollte, also besser vermeiden sollte, wenn so was passiert?

Judith Geiß: [00:16:56] Du hast es richtig angesprochen. Warum beschäftige ich mich damit, dass ich meinen Job verliere? Vielleicht sollte ich mich damit beschäftigen, welche Chancen auf mich vielleicht warten. Also sehr oft, gerade in der Anfangsphase, erzähle ich eben von anderen Kunden, wo Mitarbeiter Karrieren gemacht haben, die sie niemals gemacht hätten, wenn alles beim Alten geblieben wäre. Beim Gewohnten. Ja, wirklich. Eine Mitarbeiterin, die auf Sachbearbeiterlevel war, die plötzlich für Europa zuständig ist, die einfach ihre Chance ergriffen hat. Oder aber einfach zu sagen: Hey, ich kann so viele Erfahrungen sammeln. Also das würde ich mir mehr wünschen. Diese Offenheit letztendlich zu sagen: Ja, ich schaue mir das jetzt auch mal an, bevor ich urteile. Auch da sind wir Deutschen leider relativ schnell. Und natürlich ist es danach erst mal anders. Aber auch da habe ich dann mein Beispiel. Ich habe zwei Kunden zusammengebracht. Einer, der vor Jahren verkauft wurde und dann, ich glaube, das war fünf Jahre oder so später, und dann habe ich die anderen zusammengebracht. So setzt euch mal an einen Tisch. Lag auch daran, der ehemalige Kunde sozusagen war dann bei dem Unternehmen. Wir haben gemeinsam dort unterstützt. Und dann saßen wir so an einem Tisch und die schon länger übernommen worden waren, sagen: Ja, das war ja damals überhaupt gar nicht schlimm. Das ging ja alles so smooth. Und er fing dann auch an mit Anglizismen und man hatte so richtig gemerkt, sie hatten das Ganze assimiliert. Und dann haben die anderen gesagt: Okay, also so könnte es bei uns auch aussehen. Und ehrlicherweise, wenn ich richtig informiert bin, die Mitarbeiter, die damals bei diesem Treffen dabei waren, die sind heute auch noch mit dabei, weil die haben verstanden, es dauert jetzt. Eine Veränderung ist nicht schön. Ich meine, für manche ist es schon die mega Veränderung, wenn der Stuhl plötzlich nicht mehr da sitzt, wo er immer ist oder man plötzlich ein anderes Büro bekommt. Und da einfach diese Offenheit zu behalten, zu sehen, okay, das kann ja auch ganz gut sein. Das wäre definitiv das, was ich jedem raten würde und auch tue. Und das andere ist halt wirklich dieses, was du gesagt hast, nicht kommunizieren. Wir wissen, nicht kommunizieren geht nicht. Ich sage auch was aus, wenn ich nichts tue. Das heißt, nicht gefangen zu sein in der Situation. Das heißt auch nicht, gleich freudestrahlend auf die anderen zuzulaufen. Aber was ist dazwischen? Wie kann ich den Nutzen da bei mir sehen, um zu sagen: Okay, es fällt mir jetzt zwar schwer, aber danach habe ich mehr Klarheit. Ja, der klassische Flurfunk, der ja keine Ahnung in den lautesten Tönen läuft. Die wissen ja alles vorher angeblich. Und da auch wirklich diesen Punkt so, vielleicht sollte ich mich da nicht daran beteiligen. Vielleicht sollten das nicht die Leute sein, mit denen ich spreche, sondern wirklich mit Leuten, wie hier jetzt das Beispiel gezeigt hat, die das selbst erlebt haben. Und selbst auch, was die erlebt haben, muss ja nicht meine Wirklichkeit werden. Und diese Geschichte, dann wirklich zu sagen, ich nutze meine Chance durch das Ganze. Die Chance muss ja noch nicht mal im Unternehmen liegen. Ich kann ja auch in drei Monaten sagen okay, war schön mit euch. Und ein anderer Arbeitgeber sagt: Oh, du hast eine Übernahme mitgemacht? Super, da wissen wir schon, du kannst dich anpassen, im Zweifel. Du kannst Englisch. Oder was auch immer. Und diese Kombination und ja, das andere zu denken, es bleibt alles wie es ist, das ist das Schlimmste eigentlich. Hier verändert sich überhaupt nichts. Ganz viele Geschäftsführungen sagen das am Anfang und das ist, was Jahre später noch nachhallt, dass sie da gefühlt angelogen wurden. Wir reden ja vom klassischen Mittelstand. In meinem Beispiel 200, 300 Mitarbeiter von einem Chef, sag ich jetzt mal, den man immer kennt, seit man da ist und der lügt einen an. Sehr schwierig.

Christiane von Beuningen: [00:20:24] Stell ich mir auch schwierig vor und ich kann dieses „das klingt Jahre später nach“ so auch nachfühlen. Ich will ja auch gar nicht jemandem unterstellen, dass er da bewusst gelogen hat, sondern einfach auch nur so ein Versprechen gegeben hat, was er aber nicht kann, weil das natürlich neue Einflüsse bringt. Also, wenn ich mit meinem Partner/ Partnerin zusammenziehe, dann gibt es auch neue Impulse. Also das geht nicht anders, weil einfach da verschiedene Welten zusammenkommen. Und es wird so auch in einem Unternehmen sein. Und manche Sachen müssen auch passieren und sich verändern, damit vielleicht der nächste Schritt gegangen werden kann. Und wenn ich drüber nachdenke, was passieren kann und das, was du sagst, diese vielleicht auch die Chance erkennen und worauf richte ich meine Aufmerksamkeit? Weil in so einem Prozess zu gucken, vielleicht ergeben sich für mich sogar neue Möglichkeiten, Perspektiven, auch, vielleicht auch Möglichkeiten, sich zu verändern im Unternehmen. In ganz andere Bereiche zu kommen und vielleicht an mir selber was zu entdecken, wo ich denke, so wow, wusste ich gar nicht, dass mir das liegt. Könnte auch eine Chance sein. Und dann ist es ja, wenn ich es richtig verstehe, deine Aufgabe auch. Ich nenne es mal, auf einem guten deutschen Wort als Bindeglied quasi zu funktionieren zwischen ich sag mal dem, dem übernehmen, den Konzern und dem Unternehmen hier in Deutschland. Das. Habe ich das richtig verstanden?

Judith Geiß: [00:21:46] So ist es definitiv. Deshalb heißt meine Firma auch „Bridge“ als Brücke und ist somit das Bindeglied. Um auf das Vorhergesagte vielleicht noch mal einzugehen. Wir haben vorhin drüber gesprochen. Auf der Straße mal nach dem Weg fragen. Die wenigsten sagen: Ich weiß nicht, wo die Straße ist, sondern gehen Sie da mal lang. Und das ist auch in dem Moment so, dass man dann sagt: Ich weiß es nicht, was jetzt passiert, aber ich bin da und ich bin weiterhin euer Ansprechpartner und wir werden das gemeinsam auch meistern. Das wäre schon mal was wichtiges. Und Anna wird sich jetzt gleich wiedererkennen. Sie waren Sachbearbeiterin, die dem CFO gesagt hat, dass sie uns übernommen haben. Finde ich, gediegen gesagt, nicht so toll. Und ich habe gedacht: Wow, Respekt. Sie ist jetzt in in der Konstellation einer Gewinnerin, ist Führungskraft geworden, hat sich mega entwickelt. Ist immer noch kritisch. Aber das will ja keiner gleichschalten oder irgend so was. Sondern wirklich zu sagen: Okay, ich nutze meine Chance. Und letztendlich kann dann -nehmen wir das Beispiel wieder her- jeder kann Ana sein. Und ich glaube, das ist noch mal wichtig, das auch mitzubringen, weil, ja, wie kann jemand reden übers Kochen, wenn man nie gekocht hat? Und auch da dann wirklich zu sagen: Pkay, ich habe die und die Beispiele hör dir das an. Ich hatte eine Mitarbeiterin, die in den Podcast reingehört hat und die dann mir gegenüber saß und sagt: Dir kann ich es ja sagen… Ich so: Oh Gott, oh Gott, was kommt da jetzt? Und dann kam: Ja, 70 % des Teams können kein Englisch. Das hatten die die ganze Zeit verheimlicht und in den USA waren die sich unsicher, warum dann eine Woche auf einer Email keine Antwort kam. Ja, weil sie die Sprache nicht gesprochen haben. Und das sind dann so die Sachen. Wenn man jemanden dabei hat, zu sagen: Okay, habt ihr darüber nachgedacht? Habt ihr da mal ein Assessment gemacht? Mal Trainings gemacht? Auch in der Phase, in der man vielleicht über die Übernahme noch nicht reden kann,  kann man sie trotzdem vorbereiten, weil die Wahrscheinlichkeit, dass es ein ausländischer Investor ist, wo ich Englisch brauche, ist relativ groß. Damit gebe ich gar nichts preis.

Christiane von Beuningen: [00:23:45] Ja, es gibt eine Menge zu beachten und ich glaube, eine Menge Fettnäpfchen und Fallstricke. Und da darf man ruhig offen sein, auch mal mit jemandem zu reden. Wie habt ihr das für euch gelöst? Ohne, wie du sagst, du sagen: So, dann ist es bei uns genauso. Aber sich zumindest mal zu orientieren. Zu sagen, welche Möglichkeiten gibt es? Wie kann ich so was intern schon mal vielleicht vorbereiten oder prüfen? Wo müssen wir dann noch mal nacharbeiten? Seien es sprachliche Herausforderungen oder irgendwelche anderen Dinge, wo man dann sagt: okay, das können wir schon mal machen, da können wir die Weichen schon mal stellen. Umso leichter fällt es uns hinterher und allen Beteiligten natürlich auch. Und vielleicht da auch als geschäftsführende Person, sich nicht so weit aus dem Fenster zu lehnen, zu sagen: Das bleibt alles wie immer, wie die letzten 50 Jahre. Weil, das wäre auch schade fürs Unternehmen, wenn es alles so bleiben.

Judith Geiß: [00:24:36] Ja, weil dann wäre es Unternehmen meiner Meinung nach irgendwann nicht mehr da. Aber auch da wieder. Es gibt in der Regel wenn wenn ich übernommen werde ja andere Gesellschaften, die ich schon längst auch übernommen wurden vom selben Unternehmen. Und wer sagt dann, dass der Geschäftsführer beispielsweise mit dem anderen Geschäftsführer nicht in Verbindung treten kann und sagen kann: Hey, ihr seid jetzt ein Jahr, zwei Jahre vor uns – Könntet ihr zumindest mal einem erlesenen Kreis mal sagen okay, was passiert hier? Auf was müssen wir uns einstellen? Was hättet ihr gerne vorher gewusst? Wo hat es euch unvorbereitet getroffen? Was findet ihr ganz wichtig? Auch gut jetzt? Was sind die Erfolge, die ihr zusammen habt? Und dann merkt man schon, dass der amerikanische Einfluss da auch reinkommt. Weil auch als du das vorhin gesagt hast, das Wichtigste und eins, was ich am besten finde, ist wirklich, die Erfolge dann auch gemeinsam zu feiern. Und ich mache das gern mit den Teams, mit denen ich arbeite, und die ersten Meetings, wenn es darum geht, was waren die Erfolge der letzten Woche? Stille. Und dann fange ich wirklich mal an, okay? Der Zahllauf hat super geklappt, weil ich ja von Haus aus eigentlich vom Bereich Finanz komme. Oder? Ja, der Kollege hat mir einfach geholfen oder der Kollege hat mir ein Strauß Blumen mitgebracht – was auch immer. Es sind doch die kleinen Sachen, die es ausmachen und die letztendlich dafür sorgen, dass das Unternehmen weiterläuft. Es sind nie die großen Sachen.

Christiane von Beuningen: [00:25:57] Genau, denke ich auch. Das sind diese kleinen Puzzleteile, die den Unterschied letzten Endes unterm Strich auch ausmachen. Und jetzt sind wir eigentlich schon bei dem Punkt, der mir jetzt als nächstes durch den Kopf geht. Auch dieses „Jetzt ist die Übernahme im vollen Lauf, sage ich mal“ Ja. Und jetzt gibt es ja Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen. Wie ist das denn? Hast du, wenn ich jetzt dran denke, ich wär Mitarbeitende in einem Unternehmen, das betroffen ist… Was kann ich denn jetzt konkret tun? Also gibt es irgendwas, wo du sagst, dass mir das nach der Übernahme auch noch Spaß macht? Du hast es eben schon angesprochen, so ganz leicht, schon so angestupst das Thema. Was kann ich tun, dass ich den Spaß noch habe an der Arbeit? Und vielleicht auch offen zu sein? Gibt es da irgendwas, wo du sagst, das würdest du so mitgeben.

Judith Geiß: [00:26:46] Das ist eine, was ich zentral da sehe, ist wirklich die Erwartungshaltung der Mitarbeiter, dass das Unternehmen dafür sorgen muss, dass es weiterhin Spaß macht. Wo ich dann denke: Okay, aber ich bin doch ich. Wenn das Unternehmen beispielsweise sagt: Nee, Englisch bieten wir nicht an. Was hält mich davon ab, nebenbei einen Englischkurs zu machen? Oder sich ein Sprachtandem zu suchen? Oder zu sagen: Ich habe hier noch niemandem erzählt – ich wollte eigentlich nie in Finanzen, sondern Marketing, hätte mir mehr Spaß gemacht. Oder sich dann einfach neu zu positionieren und sich zu überlegen: Okay, wie kann das sein? Nehmen wir jetzt Anna als Beispiel noch mal ja. Sie hätte auch sagen können: Das hier alles super. Aber da saßen natürlich mehrere Leute wie Anna da. Wer blieb nachhaltig in Erinnerung? Und in dem Fall wieder der CFO, der dann gesagt hat: Sie ist meine Herausforderung. Ich will, dass sie irgendwann sagt, das war doch richtig. Das war klassisch deutsches Familienunternehmen. 30 Jahre in Familienhand. Und natürlich verändert sich die Welt da draußen. Aber es ist doch wirklich diese Sache: Wie kann ich mich dann einbringen? Was kann ich tun, bevor ich immer sage, die anderen müssen für mich tun? Ist schon sehr hilfreich. Ja.

Christiane von Beuningen: [00:27:54] Ja, genau. Also wir kommen ja immer wieder auf dieses Thema auch zurück. Was kann ich also, welchen Einfluss habe ich oder welche Möglichkeiten habe ich in dieser Situation? A – damit umzugehen und b – zu gucken, wo bin ich, was kann ich für mich tun, auch um es mir leichter zu machen und vielleicht auch einfach um ausloten zu können, wo kann meine Reise hingehen? Und wir haben natürlich im Vorgespräch auch über -deswegen liegt es hier schon so ganz unauffällig neben mir- das Buch, was Du geschrieben hast gesprochen. Das Buch heißt „Die Übernahmeformel“ und ich finde es ganz spannend, weil es ja nicht nur tatsächlich ein Buch ist, wo diese Thematik, über die wir ja jetzt schon geraume Zeit sprechen, erwähnt ist, sondern da geht es tatsächlich um eine Methode, die du entwickelt hast. Und das finde ich total faszinierend. Neben diesen ganzen anderen Bereichen, die ich schon so spannend finde, was das Thema angeht, weil ich mir die Frage stelle: Jetzt ist es eine Methode, die du entwickelt hast. Gibt es eine Methode für alle Unternehmen? Also das ist so ein Förmchen, quasi eine Schablone, die passt dann für alle Übernahmen? 

Judith Geiß: [00:28:59] „One size fits all“ funktioniert meiner Meinung nach nie und das macht die Übernahmeformel auch aus, weil ich im Verlauf immer abstimmen, abgleichen, verändern muss. Und dann fängt es wieder von vorne an. Ich habe die Übernahmeformel um Bausteine sozusagen ja erweitert, wo man dann letztendlich sagt, auf die Dinge würde ich an eurer Stelle gucken, weil was alle Übernahmen gemeinsam haben, ist: Es fängt ganz langsam an und dann geht es richtig los. Weil dann entdecken natürlich die ganzen Abteilungen bei der Muttergesellschaft, wir müssen ja vereinheitlichen. Und dann passiert irgendwie so viel gleichzeitig. Und ursprünglich, als ich mit dem Buch angefangen habe, ging es auch darum, irgendwie einen Schritte-Plan zu entwickeln. Dann habe ich gesagt: Ja, aber Schritte macht man ja nacheinander. Und mir wurde relativ schnell klar, diesen Schritt-Plan kann es nicht geben. Und viel schlimmer: Auch wie es zu dem Buch kam, war schlicht und ergreifend. Es waren ja viele Jahre ins Land gegangen, seit es uns damals so gegangen ist und habe ich. Es gibt immer noch kein Buch dazu. Es kann doch nicht wahr sein. Und ich habe daran natürlich damals auch recherchiert. Und dann kam so ein Impuls aus dem Umfeld, wo ich dann sagte: Okay, wenn der jetzt ein Buch schreibt, dann schreibe ich ja auch eins. Und dann wirklich zu sagen: Okay, was machst du da eigentlich immer? Weil man sich das ja gar nicht so bewusst macht. Ich mach halt einfach und dann das herauszukitzeln – was ist es überhaupt? Und das während des ersten Lockdown damals. Ich hatte kurz vorher den Vertrag unterschrieben. Danach gab es erst mal keine Verträge, die unterschrieben werden für Bücher, weil ja die ganze Welt erst mal stillstand. Und ich war dann in diesem Stillstand am Tüfteln. Wie sieht das Buch aus? Wie wie kann es auch das werden, was es geworden ist? Nämlich ein Praxisleitfaden. Formel klingt starr. Formel klingt – wie du sagst- wie für jeden dasselbe. Nein, das macht halt wirklich diese Flexibilität aus, dann wirklich zu sagen, okay, was passt jetzt für uns? Und berate ich jedes Unternehmen gleich? Nein, weil sie unterschiedliche Dinge brauchen. Weil sie eine unterschiedliche Belegschaft haben. Die einen sind schon sehr international unterwegs. Die anderen sind nur im Dach Raum unterwegs usw. und so fort. Und darauf muss man halt letztendlich eingehen. Habe ich auf alles eine Antwort parat? Nein. Aber auch ich lerne mit jedem Projekt dazu. Gemeinsam mit dem Kunden. Weil letztendlich, wenn ich erwarte, dass der andere dazulernt, muss ich ja selbst auch bereit sein, weiterhin dazuzulernen. Und das macht letztendlich den Spaß dann auch aus. Und dann kommen wir dahin, für die Mitarbeiter erst mal rauszufinden, was macht der Person eigentlich Spaß? Weil, es gibt nichts Schlimmeres, als wenn eine Person immer denkt, schon wieder Arbeit, ne? Ich möchte, dass die Teams, mit denen ich dann auch arbeite, sagen: Hey. Okay, es ist jetzt nicht einfach. Aber so klassisch wie wie ein Team ist – wir krempeln jetzt die Ärmel hoch und dann legen wir gemeinsam los und gemeinsam schaffen wir es dann auch.

Christiane von Beuningen: [00:31:41] Das finde ich gut. Also jemand wie dich dann auch an der Seite zu haben und zu wissen, auch da ist jemand, der einen reichen Erfahrungsschatz hat. Und selbst wenn es nicht auf alle Fragen direkt eine Antwort gibt – man hat vielleicht mit dir jemanden, wo man fragen kann. Haben wir was? Was kannst du uns raten? Was sollen wir jetzt tun? Oder wie? Wie können wir vielleicht die Frage formulieren, damit wir rausfinden, in welche Richtung geht es weiter? Das finde ich sehr hilfreich. Und es ist schon spannend, wie du sagst, dass es überhaupt gar kein Buch gab in der Vergangenheit dazu. Wahrscheinlich, weil es ein komplexes Thema ist und viele Sachen parallel laufen. Wie du sagst. Das ist nicht ein Schritt nach dem anderen, sondern man hat ja gefühlt zehn Beine nebeneinander laufen. Und vielleicht hat sich da noch keiner herangetraut.

Judith Geiß: [00:32:23] Ich glaube, es ist auch noch mal diese Software Seite zu sehen von mir. Jetzt als klassische Finanzierung erwartet man das nicht. Aber ich muss sagen, es scheitert doch nicht daran, dass jemand bilanzieren kann nach HGB oder US Gap. Das sind alles Methoden, die kann man erlernen. Wenn es scheitert, dann mit den Menschen gemeinsam, die nicht an einem Strang ziehen. Teams, die auseinanderfallen, Teams, die man gar nicht im Blick behält oder aber schlicht und ergreifend, wo man zu lange zusieht, wenn jemand nicht mehr passt. Ja.

Christiane von Beuningen: [00:32:54] Dann würdest du raten, dieses Buch zu lesen oder sich generell mit diesem Thema einfach mal auseinanderzusetzen? Ist es nur interessant für Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten, das betroffen ist, um wieder das zu bemühen? Ja, oder dann da aber auch nur eine kleinere Zielgruppe, nämlich nur Führungskräfte oder nur Unternehmensleitungen oder Menschen wie du und ich?

Judith Geiß: [00:33:17] Na ja, sagen wir es mal so,… Die einen gehen zum Zahnarzt, wenn der Zahn schon wehtut, die anderen gehen jeden Tag, jedes Jahr, jeden Tag, jedes Jahr zur Vorsorge. Und das ist halt die Frage. Es ist kein Buch, das man komplett durchlesen kann an einem Rutsch. Das habe ich selbst versucht. Aber das werde ich nie vergessen. 3. Oktober 2020. Ich lese mal schnell mein Buch. Und dann habe ich gedacht: Oh. Also es ist natürlich wirklich kapitelweise eine Situation, mit Tipps und Praxisbeispielen untermalt, wo man dann sagt: Okay, was ist da jetzt genau? Aber es ist wie gesagt nichts, was man jetzt an einem Samstagabend mal eben mal liest oder an einem Feiertag wie ich damals, sondern es richtet sich wirklich an die, die sich vorbereiten wollen. Weil, ich werde oft auch gefragt: Ja, du hast ja den Bezug immer zu den Amerikanern und was ist dann, wenn die Chinesen kaufen? Klar, es ist ein interkulturelles Thema. Das kann man dann austauschen sozusagen, wo man dann ergänzen muss. Auf der anderen Seite, ja, wenn ich nur sagen würde: Ja, ich begleite Unternehmen bei Übernahmen. Ja, so bin ich halt die mit den Amerikanern. Jetzt kann man sich überlegen, was mehr im Kopf bleibt. Und da ist es halt wirklich so in meinem Gedanken. Beim Schreiben habe ich mir wirklich überlegt, wie die Person, die sich, ob das jetzt Mitarbeiter ist oder Führungskraft oder noch gar nicht betroffen, sondern einfach interessiert. Okay, was passiert da? Und da auch vielleicht das Bild von dem, was man im Fernsehen sieht, in der Zeitung liest – zu sagen: okay, was passiert da? Deshalb ist es so passiert. So, dass man das auch einfach besser einordnen kann.

Judith Geiß: [00:34:48] Und ich hätte mir damals, als es mir selbst passiert ist -das ist ja immer das Thema. Man kann mich ja auch immer fragen, wie es mir damals ging und ich kann mich noch sehr gut dran erinnern-  da ist es dann wirklich so, dass ich sage, okay, ich hätte mir das gewünscht, so ein Buch zu haben. Und ich glaube, das war dann auch der Trigger, es letztendlich zu schreiben. Auch da…ja, ich schreibe mal eben ein Buch. Nein, das ist ein Projekt. Auch ich hatte das unterschätzt. Und auch ich habe mir dann Unterstützung gesucht, weil ich gesagt habe, okay, was ist meine Kernkompetenz? Und für alles andere in Anführungsstrichen dann zu sagen, okay, ich meine jetzt hier in dem Fall das Cover brauchte man denn nicht. Aber wie sieht die Übernahmeformel aus? Also wie verbildlichen wir das? Ja. Ich bin keine Grafikerin. Und wie machen wir es auch greifbarer? Und da würde ich sagen, nachdem jetzt morgen auch das Hörbuch rauskommt, freue ich mich einfach, Leute damit zu erreichen, die damit ja vielleicht nicht so eine schwere Zeit haben müssen, wie sie es sonst hätten müssen, weil sie sich halt wirklich viele Gedanken machen. Und wir werden eh alle entlassen. Und die machen die Firma zu. Es schließt das nie aus. Aber die die Haltung, die ich dann immer begleitet habe, diese Erfahrung nimmt mir keiner. Selbst wenn das Ganze nicht weitergeht.

Christiane von Beuningen: [00:35:58] Das finde ich sehr wertvoll und ich finde das Thema überaus spannend, weil ich in meinem Kopf ganz viele Analogien habe und auch Brücken quasi gerade baue in ganz viele Bereiche und Ebenen. Und wenn es dir recht ist, liebe Judith, würde ich dich gerne noch mal einladen und das Thema noch mal von einer anderen Perspektive aus beleuchten. Also fühle dich eingeladen, noch mal mein Gast zu sein.

Judith Geiß: [00:36:23] Sehr gerne.

Christiane von Beuningen: [00:36:24] Ich danke dir, dass du heute mein Gast gewesen bist.

Judith Geiß: [00:36:27] Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

Christiane von Beuningen: [00:36:29] Ja, ich weiß ja nicht, wie es dir oder ihnen geht, wenn man so ein Thema hört. Und wahrscheinlich gibt es vielleicht im Freundes-Bekanntenkreis Menschen, die betroffen sind, die in einem Unternehmen arbeiten, wo es darum geht, dass da eine Übernahme stattfindet. Und vielleicht ist da auch das emotionale Bild der feindlichen Übernahme noch omnipräsent. Ich möchte einfach einladen, einfach nochmal zu schauen. A. Diese Folge vielleicht noch mal in Ruhe anzugucken, weiterzuempfehlen und zu sagen, man kann das auch so oder so sehen und vielleicht einfach auch mal dran zu bleiben und zu gucken. Wenn ich in einer der nächsten Ausgaben es schaffe, die Judith nochmal einzuladen, und wir da noch mal ein bisschen tiefer reingehen, vielleicht in dieses Thema und uns anschauen können, wie man damit umgehen kann. Wie fühlt sich das an? Und vielleicht sogar auch mal darüber nachzudenken: Was kann ich denn einem Menschen Gutes tun, der vielleicht betroffen ist im Freundeskreis und Familienkreis und da noch mal genauer hinzugucken? Und ja, vielleicht kennst du auch jemanden, der da betroffen ist oder der von irgendeinem erzählt hat, der betroffen ist. Bitte, ich würde mich freuen, wenn es weiterempfohlen wird. Einfach nur, um den Perspektivwechsel hinzukriegen und vielleicht auch das Positive in dieser ganzen Entwicklung zu sehen. Denn eins ist mal gewiss. Egal ob ich jetzt von einem Unternehmen übernommen werde, das aus einem anderen Land kommt oder ob hier intern was passiert – Wir leben in einer Zeit mit einem sehr großen Wandel. Und da geht es nicht immer nur darum, dass wir irgendwie übernommen werden oder dass sich ganz viel verändert. Es geht auch darum, zu fragen : Bin ich doch zukunftsfähig als Unternehmen? Und manchmal gibt es Unternehmen, denen geht es jetzt wirtschaftlich ganz gut, aber die müssen jetzt auch was tun, um weiter auf diesem Level existieren zu können. Und das bedeutet Veränderung. Und ich bin der Meinung, wir Menschen mögen Veränderungen jetzt nicht so gerne. Eher nur bedingt. Aber wir mögen es gern, wenn wir es schon kennen. Aber Veränderungen bergen eben auch Chancen. Und ja, ich sage einfach mal Dankeschön fürs Zuschauen. Und ich freue mich, wenn wir uns bei der nächsten Folge wiedersehen, wenn es wieder heißt „Frau von fragt nach.“

Judith Geiß: [00:38:38] Ja, das war wieder eine sehr interessante Episode und ich hoffe, Ihnen hat das Interview genauso gefallen wie all denjenigen, die mir bereits Feedback zugesandt haben. Jetzt sind Sie vielleicht neugierig geworden, „Frau von“ und mich live in Aktion zu sehen. Dann empfehle ich Ihnen die Shownotes. Dort gibt es dann den Link zum Fernsehinterview, dass sie sich natürlich gerne auch am Rechner oder am Laptop anschauen können. Ich freue mich, dass Sie heute mit mir gefeiert haben und würde mich freuen, wenn Sie für sich heute auch einen Grund zum Feiern finden würden. Und dann hören wir uns wieder in der nächsten Episode vom „Übername als Chance“ Podcasts. Ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag und bis nächste Woche.

Speaker1: [00:39:23] Buchen Sie jetzt ein Mentoring mit Judith Geiß. Egal ob als Mitarbeiter, Führungskraft oder Team, in einem individuell auf Sie zugeschnittenen Mentoring erhalten Sie wertvolle Tipps und Hinweise, wie Sie sicher durch die Zeiten der Veränderung kommen. Schauen Sie vorbei auf the Bridge online. Com Mentoring. Den Link finden Sie auch in den Shownotes.

 

SIE WOLLEN NOCH MEHR KOSTENLOSE TIPPS ZUM THEMA AMERIKANISCHE ÜBERNAHMEN ERHALTEN?

Dann tragen Sie sich hier in unseren Newsletter ein.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert