Podcast-Episode 47: Interview Simone Ruckstuhl & Angela Kniesel – Fehlerkultur deutsch vs amerikanisch

So wird Scheitern zur Chance in Unternehmen mit einer offenen Fehlerkultur.

 

 

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Inhalt / Links zu dieser Episode:

Auch heute begrüßt Judith Geiß wieder zwei ganz besondere Gäste in Ihrem Podcast, nämlich Simone Ruckstuhl und Angela Kniesel. Sie sind die Gründerinnen der Fuckup Night Mannheim. Ihr Herzensanliegen: dem Scheitern endlich eine Bühne zu geben um es damit gesellschaftsfähiger zu machen. Wie es um die deutsche Fehlerkultur steht und worin die Unterschiede zum amerikanischen Umgang damit liegen, erfahren Sie in diesem interessanten Gespräch.

Die erwähnte Episode, in der Judith Geiß bei der Fuckup Night zu Gast war, finden Sie hier:
https://judithgeiss.podigee.io/35-judith-geiss-on-stage

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Herzliche Grüße und bis bald,

Ihre Judith Geiß


Transkript der Podcast-Folge:

Speaker: [00:00:00] Übernahme als Chance. Der Podcast von und mit Judith Geiß. Sie und Ihr Unternehmen sind von einer Übernahme betroffen? Dann sind Sie hier genau richtig. Judith Geiß, die Expertin für US-amerikanische Übernahmen im deutschsprachigen Raum, teilt mit Ihnen wertvolle Tipps und Tricks und zeigt Ihnen, wie Sie diese Veränderung für sich und Ihr Unternehmen nutzen können. Ganz nach dem Motto: take the chance.

Judith Geiß: [00:00:24] Ja Hallo und herzlich willkommen zur heutigen Episode des Übername als Chance Podcasts. In der Episode fünfunddreißig haben Sie mich begleiten können auf die Bühne der Fuckup Night Mannheim. Und was liegt da näher, als die beiden Moderatorinnen, die mich damals eingeladen haben, auch hier im Interview begrüßen zu können? Wir sprechen heute über den Unterschied von deutscher und amerikanischer Fehlerkultur, aber auch natürlich über das Thema Fuckup Nights. Daher herzlich willkommen, liebe Angela, liebe Simone, ich freue mich, dass ihr da seid.

Angela Kiesel: [00:00:54] Hallo liebe Judith. Wir freuen uns auch. Vielen Dank für die Einladung.

Judith Geiß: [00:01:00] Es freut mich, dass ihr da seid. Insbesondere weil das Thema Fehlerkultur gerade bei Übernahmen immer wieder aufkommt, dass wir da in Deutschland ein bisschen anders sind, sagen wir es mal so, als die Amerikaner. Aber vielleicht und ich glaube, neben der Fuckup Night macht ihr noch vieles anderes. Wollt ihr euch kurz vorstellen und ein bisschen Blick hinter die Kulissen geben, was ihr sonst so tut? Wer möchte beginnen?

Angela Kiesel: [00:01:24] Ich bin Angela. Hallo. Ich lebe in Mannheim und bin hauptberuflich als Hunde-Psychologin hier tätig. Lebe hier mit meinem Mann und meiner dreijährigen Tochter und unserer Hündin Josepha und mach mit der Simone seit 2015 die Fuckup Night hier in Mannheim. Simone und ich kennen uns schon seit 2005. Wir haben uns auch über die Hunde kennengelernt. Und seit 2015 machen wir zusammen die Fuckup Night. Das machen wir mit Herzblut. Wir haben richtig viel Freude daran, Menschen ein Sprachrohr zu geben, die was in ihrem Leben erlebt haben, von Höhen und Tiefen. Und von diesen Geschichten, von den authentischen Geschichten kann man unfassbar viel lernen und das sind schöne Abende. Deswegen freuen wir uns auch schon, wenn es bald weitergeht.

Simone Ruckstuhl: [00:02:14] Genau, dann mach ich mal weiter. Mein Name ist Simone. Ich lebe auch in Mannheim, jetzt schon seit, ja, fast über 20 Jahre. Bin damals durch ein Jobangebot hierhergekommen. Lebe daher hier mit meiner Tochter und auch meinem Hund. Ich bin selbstständige Fotografin im Bereich Tier-Fotografie und auch Business-Fotografie für Frauen und eigentlich seit 2014 habe ich die Fuckup Nights hier nach Mannheim geholt über Freunde, das hab ich gesehen und hab einfach gedacht, das passt wunderbar nach Mannheim, Gründerstadt, ja und mache es jetzt seit 2015 mit der Angela zusammen. Und ja, wir rocken das Ding und freuen uns auf alle nächsten Sachen, die kommen.

Judith Geiß: [00:02:56] Ja und für alle, die mich schon gefragt haben, wo meine Porträts herkommen, weil ich das immer wieder auch auf Social Media und so weiter gefragt werde. Simone ist quasi die Frau zum Kontaktieren. Wie immer alle Infos zum Gast oder in dem Fall zu den Gästen in den Shownotes und aber auch natürlich, Simone gerade bei dir, wer sein Tier ablichten lassen will, gerne auch in Aktion, ist da auch ganz richtig. Genau. Aber lasst uns mal zu dem Thema Fuckup Night und ich habe immer so den Eindruck, die einen sind total fasziniert davon und die anderen verstehen gar nicht, was es wirklich ist. Ich weiß nicht wie so eure Erfahrungen damit oder mit welchen Themen werdet ihr konfrontiert, wenn ihr sagt, wir moderieren die Fuckup Night oder wir sind die Initiatorinnen hinter den Kulissen der Fuckup Night Mannheim?

Schon der Name war Provokation pur

Angela Kiesel: [00:03:38] Als wir so in den Anfängen gestanden sind, schwarz oder weiß, also die einen dachten, was sind das für wilde Partys, irgendwie fuck up, konnten damit nicht wirklich viel anfangen. Die anderen Sachen sagten, was ist das denn? Also mittlerweile ist es so, Fuckup Night ist ja weltweit mittlerweile ein Begriff und etabliert, dass viele mit dem Namen schon etwas verbinden. Das hat sich jetzt nach sechs Jahren einfach auch verändert. Und damals war das wirklich noch recht neu. Ja, da mussten wir auch mal erklären, was wir da eigentlich machen.

Simone Ruckstuhl: [00:04:15] Ja, es gibt ein witziges Beispiel, als wir mit einer Firma zusammen, einer größeren Firma zusammen, ne Fuckup Night geplant haben, dort im Haus. Da war wirklich ein riesiges Thema dieses Fuck, also dieses Fuckup, was ja praktisch übersetzt im Endeffekt nur Scheiße gebaut heißt. Aber das ist ja hier in Deutschland so ein Begriff. Fuck. Und da geht’s gleich so in ein bisschen das Verruchte. Und diese Firma, es war ein Riesenthema, das halt auszublenden. Also mit Sternchen, also Sternchen-up, also nicht Fuck-up, sondern zu zeigen, weil es hieß, wir können das in unserer Community intern so nicht teilen. Das wird niemals richtig ankommen. Und tatsächlich haben wir uns da schon eingesetzt dafür, dass das so bleibt, weil es ist nun mal der Name. Es war ganz kurz der Gedanke, dass sogar der Name geändert wird für diese eine Veranstaltung. Aber da haben wir uns dann dagegen gestellt, weil ich finde, es zeigt’s einfach auf eine bisschen offene, auch ein bisschen humorvolle und witzige Art

Fehler gehören auf die Bühne, nicht in die Abstellkammer

Judith Geiß: [00:05:16] Was ich auch interessant finde, ist auch, dass ihr ja immer mehr Firmen auch gewinnt, die dann sagen, wir wollen auch eine interne Fuckup Night haben. Vielleicht möchtet ihr da ein bisschen noch näher drauf eingehen neben der Namens-Diskussion. Wie kommt es dazu, dass die Firmen dann auf euch zukommen und vielleicht für den einen oder anderen Hörer eine Idee, das vielleicht auch intern zu initiieren und sich dann bei euch zu melden?

Angela Kiesel: [00:05:36] Ja, das ist echt witzig, je mehr Veranstaltungen wir eigentlich hier in Mannheim hatten, klar, desto mehr Menschen kamen. Es spricht sich rum und es war ganz oft so, gerade bei den großen Firmen, wo wir recht regelmäßig auch waren, kann man schon fast sagen, die waren selber einfach mal Gäste und sind vorbeigekommen, um sich das anzuschauen, haben plötzlich festgestellt, wow, da passiert ja richtig was. Also die Menschen sprechen von ihren vermeintlichen Fuckups, sind aber daraus unfassbar gewachsen, unfassbar selbstsicher geworden und haben einen ganz großen Erfahrungsschatz gewonnen. Und das wiederum ist ja so ein riesen Geschenk. Es ist quasi das Ergebnis, verstärkter rauszugehen.

Und dann gibt’s da immer so ein paar Leute, das sind so ganz Mutige in diesen Firmen, die sagen, genau sowas brauchen wir. Wir müssen irgendwie mehr darüber reden, was nicht funktioniert. Miteinander, ganz offen und müssen sagen, wir haben Fehler gemacht, was können wir daraus lernen, und es nicht zu verstecken oder es als Schwäche anzusehen, sonders eigentlich als Stärke zu sagen, hey, hier ist eine Sackgasse. Wir müssen irgendwie den Rückwärtsgang einlegen und müssen einen anderen Weg irgendwie einbiegen. Und das ist so von Mal zu Mal gewachsen, dass die Menschen erstmal als Privatperson kamen und dann plötzlich festgestellt haben, dass es ein unglaublicher Dazugewinn ist, dass in eine Firma zu integrieren.

Simone Ruckstuhl: [00:06:52] Festgestellt haben wir, dass die Unternehmen allgemein sich mehr mit dieser Fehlerkultur im Unternehmen beschäftigen. Also die wollen das einfach sichtbarer machen. Also darüber reden. Und ich glaube, so eine Fuckup Night ist für sie, die Idee, dann überlegen sie, wie können wir das integrieren? Und die Deutschen neigen ja dazu, dann das eher so ein bisschen formell zu machen, und ein bisschen trocken. Interessiert dann aber auch wieder niemanden. Und ich glaube, so eine Fuckup Night ist nochmal so ein bisschen Entertainment mit Humor, wie das dann gezeigt wird. Und ich glaube, das ist so für eine Firma oder ein Unternehmen einfach so eine gute Mischung, über dieses etwas schwierige Thema, das sichtbar zu machen und die Leute aber trotzdem da rein zu holen.

Angela Kiesel: [00:07:36] Die reinzuholen und es vielleicht in einem anderen Kontext auch zu beleuchten. Also nicht in einem Schulungsraum darüber zu sprechen, was ist denn schiefgegangen, sondern unter ganz anderen Rahmenbedingungen. Und das wiederum schafft auch eine völlig neue Perspektive. Also da werden Menschen sichtbar auf der Fuckup Night von großen Unternehmen, die so teilweise gar nicht sichtbar waren. Und das ist total spannend und dadurch passiert viel, es ist wie so ein Durchwirbler, da wird irgendwie so ein bisschen alles durchgewirbelt und das bringt wieder Bewegung rein.

Kann man die Schattenseiten von Führungskräften ins Rampenlicht bringen?

Judith Geiß: [00:08:06] Bekommt ihr dann auch mit, was so nach einer Fuckup Night in den Unternehmen passiert? Rückmeldung vom Veranstalter, was es bewirkt hat bzw. das andere was ihr gesagt habt ist, sie kommen ja wieder und wollen ja nochmal. Und ja, vielleicht möchtet ihr da ein bisschen einen Blick hinter die Kulissen geben.

Angela Kiesel: [00:08:24] Also bei der einen Geschichte, auch bei einem wirklich großen Konzernen, hatten wir die erste Fuckup Night geplant und da sind wir wirklich nur mit externen Sprechern angereist. Also Simone und ich habe quasi Sprecher akquiriert und die mitgebracht. Und dann war das Tolle, bei der zweiten, die wir dann dort gemacht haben, gab’s fast nur interne Speaker.

Simone Ruckstuhl: [00:08:43] Und wir haben am Anfang bei der ersten Planung, bei der ersten Fuckup Night in dem Unternehmen, haben wir auch schon gesagt, ach, es wäre toll, wenn ihr eigene Speaker akquirieren könntet, und da war es schon so – uh, oh, ich weiß nicht. Und da war die Angst. Und dann haben wir auch gedacht, na ja, so Richtung Führungskräfte wäre ja mega. Und das war so ein absolutes Tabuthema. Also das war klar, das geht erstmal nicht. Ich glaub, die Organisatorin von der Firma, also die, die das da gemacht hat, das war eine sehr mutige Frau oder ist eine sehr mutige Frau. Da muss ich wirklich sagen, dass die das einfach durchgezogen hat. Auch mit viel Gegenwind, wirklich viel Gegenwind. Ja, also sie ist auch viel erstmal einfach auf Unverständnis gestoßen, was das jetzt sein soll und sie hat es aber durchgezogen und es war auch ein mega Event. Und genau, bei der zweiten Fuckup Night dort im Unternehmen, waren dann tatsächlich 2 oder sogar 3 eigene Speaker aus der Firma. Und das war wirklich ein Erfolg, auch für die Mitarbeiter. Es waren ja viele Mitarbeiter auch auf der Fuckup Night. Und das zu sehen, dass darüber gesprochen wird und auch über das eigene Scheitern auch in Führungspositionen

Was nach außen funktioniert, kann hinter den Kulissen ein Drama sein

Angela Kiesel: [00:09:49] Das war der Wahnsinn. Also da war wirklich eine Mitarbeiterin, die schon seit Jahren in diesem Unternehmen tätig war, die da echt ganz klar offengelegt hat, dass sie jahrelang in dieser Firma in einer Position gearbeitet hat, wo sie eigentlich die ganze Zeit bemerkt hat, dass sie vollkommen überfordert ist, es aber geschafft hat, jahrelang irgendwie zu überspielen, dass das vorne herum nicht spürbar war, aber sie selber war immer an dem Punkt, dass sie gesagt hat, was mache ich hier eigentlich? Also es waren Geschichten, wo man sich echt gedacht hat, wow, das war mega interessant, mega authentisch und man hat so das Gefühl gehabt, es geht nicht mehr jetzt um Nummern, sondern es geht um Menschen und deren Potenziale, deren Fähigkeiten, die Selbsterkenntnis – na, das ist nicht meine Richtung. Ich will in eine andere Abteilung, weil da bin ich viel, viel stärker in dem, was ich tue. Also total spannend.

Simone Ruckstuhl: [00:10:39] Sie war auch so ein klassischer Fall von unglaublich kompetent, auch loyal der Firma gegenüber, aber praktisch im falschen Bereich. Also ich glaube, auch so ein Beispiel, wo wir oft drauf gestoßen sind, ist: die Leute machen gute Arbeit, werden befördert und sind aber dann praktisch, in dem neuen Job ist es eigentlich gar nicht ihr Ding und waren eigentlich in dem anderen Job genau mega gut. Und es war auch so ein klassischer Fall, wo man gemerkt hat, sie war einfach im falschen Bereich oder am falschen Job. Und da hat sie offen drüber gesprochen, ja, war sehr spannend.

Angela Kiesel: [00:11:14] Und die Selbsterkenntnis und die Stärke dann zu haben, einmal a) darüber zu reden, aber b) dadurch auch anderen Mut zu machen, leuchtet mal mehr rein. Seid ihr an dem Schreibtisch oder in dem Labor oder wo auch immer, seid ihr da euren Fähigkeiten nahe oder tut ihr etwas, wo ihr eigentlich schon länger spürt, das ist es nicht und dem einfach auch weiter zu folgen. Es war sehr sehr spannend, weil sie ist jetzt in dem Bereich, wo sie ist natürlich eine wahnsinnige Bereicherung, weil sie da einfach extrem gut ist drin. Also sowas kam dann. Aber ich glaube, das ist das, was Simone sagte, das bedarf Mut und es bedarf immer so ein paar Menschen, die diesen Mut haben zu sagen, wir veranstalten jetzt mal sowas. Aber erstmal und es war eigentlich taktisch sehr klug, bringt mal die Speaker mit, damit die Menschen überhaupt sehen, was bedeutet das? Wie läuft es ab? Wie fühlt sich so eine Veranstaltung an? Wie reagiert das Publikum? Was erzählen die Menschen? Es war total klug. Und dann, ein Jahr später hat man schon gesehen, waren die Berührungsängste nicht mehr so groß.

Das Tabu, Fehler zu machen, beginnt zu bröckeln

Judith Geiß: [00:12:11] Ich glaube, das ist gerade in Hinblick auf Fehler und Fehlerkultur ganz wichtig. Dass diese Berührungsängste sich ja auflösen, ist vielleicht falsch gesagt, aber dass man einfach einen anderen Umgang damit bekommt, auch mit Fehlern an sich, dass auch so eine Fuckup Night nachwirkt. Aber das mit dem erstmal schnuppern und gucken, wie es ist, kann ich aus eigener Erfahrung ja sagen. Weil ich ja damals bei einer Fuckup Night auch mit einer Kollegin da war. Und ich fand das total interessant, wie damit umgegangen wurde, wie das Publikum interagiert hat und ein Nachhaltiges war, wenn ich mich recht entsinne, hatte dort ein Speaker abgesagt und ihr habt dann spontan gesagt, wer möchte sich denn melden? Und tatsächlich zu meiner Verwunderung, zur damaligen Zeit hat sich tatsächlich jemand gemeldet, der gedacht hat, der geht mal schnell auf die Bühne. Und das fand ich aus vielerlei Hinsicht sehr beeindruckend. Einmal, dass jemand aus dem Stand sagt, okay, auch mir ist irgendetwas passiert und ich teile das jetzt hier. Auf der anderen Seite natürlich den Mut zu haben. Und ich weiß noch genau, wie ich neben einer Kollegin saß und gedacht hab, oh Gott, oh Gott, ich würde nie auf so einer Bühne stehen. Wie wir wissen, hat sich das ja zwischenzeitlich dann auch geändert. Aber auch da ich gehe da wirklich davon aus, dass viele der Speaker dann irgendwann vorher im Publikum waren.

Angela Kiesel: [00:13:22] Auf jeden Fall. Definitiv. Also das ganz oft. Also, wir haben ja danach auch immer noch schön Zeit, dass man noch ein bisschen plaudert und sich vernetzt und so weiter. Und das passiert uns ganz oft, dass die Menschen, oder auch schon in der Pause, ankommen und sagen, hey, also die ersten zwei Speaker sind durch und die Stimmung ist gut und das Publikum hat diese Menschen gut aufgefangen. Dann kommen schon die Leute und sagen, hey, ich hab auch eine Geschichte, ich habe was erlebt. Ich würde das total gerne teilen. Wie ist die Möglichkeit? Und das ist auch das, was sich verändert hat. Bei den ersten zwei, drei Veranstaltungen mussten wir wirklich noch Speaker aquirieren. Wir mussten Menschen anrufen, mussten Menschen anschreiben, und das war wirklich noch so das Ding: wie soll über mein Scheitern reden? Was ist das für eine Idee? Das hat sich verändert.

Simone Ruckstuhl: [00:14:06] Wir mussten suchen, dass es die ersten Mutigen gibt, die praktisch offene über ihr Scheitern sprechen. Es ist ja ein Tabuthema, gerade in Deutschland, wenn wir mal länderspezifisch bleiben, als übers Scheitern zu reden. Es hat sich einiges getan in der letzten Zeit. Es ist ja auch unsere Mission. Also wir tun ja da auch einiges dafür. Aber es ist immer noch in den Kinderschuhen und andere dann zu sehen und zu sagen, mein Gott, was dem passiert ist und auch diese Empathie. Menschen sind ja empathisch, die hören jemandem zu und erkennen sich auch selbst darin. Und da entsteht auch so eine innere Harmonie und auch ne Liebe dem anderen gegenüber, was dem passiert ist und so ein Verständnis. Und das versuchen wir auch mit der Fuckup Night zu erreichen. Und dadurch kommen auch immer mehr Menschen und sagen, okay, ich hab da auch was zu erzählen. Ich glaub ich kann da auch ganz vielen anderen helfen.

Geschichten vom Scheitern als ermutigende Inspiration

Judith Geiß: [00:14:55] Was mir auch bei euren Speakern immer gefällt ist die bunte Mischung. Das heißt, auch mit mir gemeinsam war es ja ne bunte Mischung, Mann und Frau. Also ohne jetzt in dieses Frauenthema abzudriften, aber bei euch haben auch Frauen Platz auf der Bühne und man sieht regelmäßig Frauen. Und ich sag jetzt mal, gerade aus meinem Netzwerk sind ja mehrere Frauen gerade bei euch schon auf der Bühne gewesen. Das heißt, mit ganz unterschiedlichen Themen, mit unterschiedlichen Erfahrungen. Und ich glaube, das macht natürlich die Mischung nochmal aus, das was letztendlich auch euer Publikum dann auch anzieht, weil sie sagen, ich kann überall irgendwie was mitnehmen und kann daraus vielleicht auch meine persönliche Einstellung zu Fehlern verändern.

Angela Kiesel: [00:15:33] Genau das ist auch das, was wir auch immer merken. Was so Sinn bringt, ist also, dass man nicht nur in einem Bereich oder in einem Genre bleibt, weil die Inspiration liegt doch genau einmal in der Wissenschaft, aber einmal auch beim Künstler. Da liegt doch der Punkt, wo man sich inspirieren lassen kann und wo man Blickwinkel verändern kann. Und das ist auch das, worauf wir auch immer großen Wert legen, was du gerade gesagt hast bei der Zusammenstellung, dass es da so von allem etwas gibt, wo eine Identifikation stattfinden kann, aber auch eine Inspirationen einfach entsteht. Und das eben durch die unterschiedlichen Genres, durch unterschiedliche Kulturen. Also es ist querbeet gemischt und das ist das Spannende. Und wir hatten früher, sogar am Anfang dann auch in den Pausen, immer noch eine kleine Band, die irgendwie noch ein bisschen gespielt hat. Ja, also jeder Abend ist einzigartig, weil klar, unterschiedliche Menschen, aber auch bei jedem Abend die Location anders ist. Wir sind nicht nur an einem festen Platz, wir wollen Mannheim ja auch ein bisschen zeigen in all dem, was es hat.

Simone Ruckstuhl: [00:16:30] Ja, da ist genau der Punkt. Ich glaube, es ist auch nochmal ein lokales Ding. Wir repräsentieren ja auch irgendwie Mannheim. Dadurch unterscheiden wir uns auch von anderen Fuckup Nights, dass wir jede Fuckup Night, wie Angela schon gesagt hat, an einer anderen Location machen. Und das machen wir aus gutem Grund. Wir wollen auch Mannheim einfach sichtbarer machen. Noch mehr. Und jeder, der irgendwann mal in Mannheim war, es gibt ja viele Vorurteile Mannheim gegenüber. Die hatte ich auch vor 20 Jahren, wo ich gedacht hab, oh mein Gott, ist ziehe nach Mannheim wegen dem Job. Und ich liebe Mannheimer. Ich bin noch in keiner Stadt so lange geblieben wie hier und werde auch noch länger bleiben, gerade weil sie so facettenreich ist. Und genau das wollen wir auch zeigen. Also da gibt’s eben die Musiker, die Künstler. Aber es gibt doch eben die ganzen Startups, unglaublich erfolgreiche Startups. Aber auch da wird viel gescheitert. Überall poppt was Neues auf und es gibt auch langjährige Firmen, die wiederum gezeigt werden wollen. Und ich glaube, das ist es, was wichtig ist, was uns auch wichtig ist.

Wo Fehler an die Oberfläche kommen, wird Energie frei

Angela Kiesel: [00:17:31] Ja, total, das ist auch das, glaube ich, was eben diesen besonderen Touch, was die Fuckup Night angeht, irgendwie hat. Also wir haben wirklich schon viel erlebt. Wir waren 2019 und das war glaub ich für uns sehr einschneidendes Erlebnis, da hat uns die Justizvollzugsanstalt in Karlsruhe angeschrieben. Die wollten gerne mit uns zusammen was machen und mit denen haben wir echt nen Workshop gemacht. Also quasi mit den ganzen Sozial-Mitarbeitern, die dort tätig sind, und durften dann auch einen Rundgang machen in der Justizvollzugsanstalt, was uns echt unfassbar emotional umgehauen hat. Also dort zu sein, das zu spüren. Also wir kommen so unfassbar viel rum.

Simone Ruckstuhl: [00:18:09] Ja, viele Erfahrungen, also unterschiedliche Menschen, Genre und überall, es ist ja egal, wo man hinguckt. Überall ist Scheitern ein Thema. Wo was getan wird, kann man auch scheitern. Also das ist Fakt.

Angela Kiesel: [00:18:22] Absolut. Und man sieht das so toll, da wo es runtergedrückt wird, wo man das Scheitern quasi nicht sichtbar machen will, das ist wie wenn man den Ball immer wieder unter Wasser drückt. Es poppt einfach immer wieder hoch. Und was passiert, wenn man ihn einfach nur mal hochploppen lässt? Da kommt ganz viel, da wird ganz viel sichtbar und danach kommt eine Leichtigkeit und dann hüpft der Ball irgendwie auf dem Wasser rum. Aber der Druck geht raus und man kann ganz spielerisch mit vielen Dingen auch umgehen.

Judith Geiß: [00:18:48] Ich bin ganz fasziniert. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Also ich finde es total super, wie ihr dafür auch brennt und mir fallen so viele Sachen dazu ein. Ob das jetzt Mannheim ist, wo man ja sagt, man weint in Sachen Manheim immer zweimal, einmal wenn man kommt und das viel Wichtigere, wenn man geht. Ich habe das nie geglaubt. Auch ich gehöre zu der Kategorie, ich will nicht nach Mannheim ziehen, lieber nach Heidelberg. Und als ich dann umgezogen bin, auch bei mir war ein weinendes Auge. Das Scheitern, das man natürlich wegdrücken kann, aber es ja da ist.

Und die Frage ist ja nicht, oder das Problem ist ja nicht, dass man scheitert, sondern wie man danach mit dieser für uns Deutsche oft als Bürde gesehenen Situation dann umgeht. Oder ob man sagt, okay, wenn ich aber nicht gescheitert wäre jetzt in meinem Beispiel, dann wär ich heute nicht selbstständig seit 11 Jahren. Also dass ich mal so lange in einem Job bin, hätte ich mir gar nicht vorstellen können, so wie andere sich nicht vorstellen können, in Mannheim zu leben. Aber auch diese Offenheit, das zu teilen und sich auch für diesen Moment auch kurz mal verwundbar zu machen, bevor man dann im Rahmen des Vortrags dann sozusagen seine Runde bekommt und man dann sagt, man schließt es dann so ab, dass jedem nachvollziehbar ist, okay, das hat er damit dann erreicht, oder wenn dieser Erkenntnisgewinn nicht gewesen wäre, dann wär nach dem Burnout halt sag ich jetzt mal, jetzt nicht das schöne Leben gekommen, das daraus entstanden ist, sondern wäre es einfach irgendwann nicht mehr weitergegangen.

Oder aber die Speaker, die sich untereinander kennenlernen und gegenseitig bereichern. Also gerade meine Kolleginnen, da hat man ja den Zufall, dass wir das Kultur-Thema dort doppelt hatten, einmal mit USA und China, und wie man sich da auch innerhalb des Vortrages dann die Bälle zugeworfen hat, im Nachhinein sich ausgetauscht hat. Gerade weil sie sich damals selbstständig gemacht hat und ich gesagt habe, okay, lass uns einfach mal austauschen. Frag mich einfach, was du fragen willst, weil, natürlich bin ich auch in der Selbstständigkeit an vielen Stellen gescheitert oder es hat irgendwas nicht so geklappt und du brauchst es nicht. Ja, weil, frag mich einfach und lerne. Und das ist halt auch nochmal was. Also diese Wirkung, dieser Fuckup Night geht ja viel, viel weiter. Und wenn man das sich so vorstellt, gerade als Speaker, man kommt, ich glaub ne Stunde vorher an, man geht auf die Bühne, geht danach und wenn man dann denkt, dass es jetzt über 2 Jahre her ist und ich hab trotzdem noch mit der Kollegin Kontakt. Natürlich nicht mit der ganzen Gruppe, aber auch da, wo man dann sagt, okay, sie hatte Fragen, sie hat sich gemeldet, man tauscht sich aus und ja, man kann dann auch wieder andere Dinge nochmal weitergeben, die man so erfahren hatte.

Aus der Fuckup Night in einen neuen Job

Angela Kiesel: [00:21:09] Ich habe letztens einen ehemaligen Speaker von unserer zweiten Fuckup Night getroffen und 2015 muss das gewesen sein. Und der erzählte mir, und das wusste ich gar nicht, er hat an dem Abend einen Job gekriegt, den er immer noch macht. Also, da saß eine Frau im Publikum, die ihn angesprochen hat und gesagt hat, hey, wissen Sie was? Genial. So jemanden suchen wir. Der ist da immer noch. Und wir haben 2021. Also das ist doch toll! Also, das ist das, was du auch grad gesagt hast. Da entstehen Synergien, da entstehen Kontakte. Und das eine intensiver, das andere verläuft sich. Das ist ja auch in Ordnung. Da bleibt immer das, was gerade bleiben kann und auch muss oder darf. Sagen wir es mal so. Das ist total spannend.

Simone Ruckstuhl: [00:21:54] Ja. Und das es so ins Rollen gebracht wird. Also in deinem Beispiel Judith, dass du gesagt hast, ich bin gescheitert. Also vor allem sich das einzugestehen. Ich glaube, das ist schon mal so der erste Schritt. Zu sagen, ja, ich bin gescheitert. Das hat jetzt so nicht funktioniert und nur dadurch entsteht ja was Neues. Nur dadurch guckt man, wie kann ich es anders machen. Manchmal kommt man auch auf den Punkt und sagt, okay, ich muss komplett was anderes machen. Das sind unsere, ich sag jetzt mal, Burnout-Speaker, die tatsächlich erfolgreich in ihrem Leben waren und irgendwann an einen Punkt kamen. Und es ging nicht mehr weiter, körperlich wie geistig und die waren ausgeknockt und aber in dieser Zeit hat es jeder geschafft, also zumindest die, die wir hatten, die Speaker, was komplett Neues aufzubauen, ja aufzublühen, sich selbst zu erkennen. Und das andere ist, es eben anderen Menschen weiter zu geben, denen helfen zu können, weil das hab ich schon durchgemacht. Das, was du gesagt hast, Judith, eben mit der Kollegin. Da kann ich dir auf jeden Fall Tipps geben. Also es ist für sich selbst der Schritt, nur wenn man es zugibt oder an den Punkt kommt, okay, ich bin gescheitert, kann was Neues entstehen. Also das ist so die Quintessenz.

Judith Geiß: [00:23:06] Ich denke, dass es auch in diese Richtung, Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Weil wenn ich es einsehe in dem Moment, dann kann ich auch was tun. Und das merke ich auch oft bei den Übernahmen. Ja, wenn ich jetzt was falsch mache und was wird dann? Passiert mir irgendwas? Und die Amis machen ja sowieso Hire and Fire, und ich darf mir keinen Fehler erlauben. Und daraus entstehen eigentlich die größten Fehler. Heißt: Man kommuniziert nicht mehr, man kommuniziert nicht ausführlich genug. Man denkt, man wüsste alles und fragt nicht nach. Man geht in den Kampf. Die drüben, die bösen Amis. Die machen mir jetzt das Leben schwer, anstatt zu sagen, okay, wo stehen jetzt meine Chancen? Wie kann ich das Beste wieder draus machen? Also gerade auch der Punkt, den ich immer wieder auch in Kommunikation selbst vermeide, ist dieses, was ist, wenn ich wie die Dame aus eurem Beispiel feststelle, ich bin hier fehl am Platze. Und das ist legitim, fehl am Platz zu sein und sich nicht gut zu fühlen. Die ganze Welt verändert sich in dem Fall. Und dann muss ich, meiner Meinung nach, irgendwann mir auch eingestehen, dass es so ist und dann auch aktiv werden. Und nein, das ist nicht ein Scheitern, sondern ich finde, es ist ein ganz großes von innerer Größe dann zu sagen, nee, ich ändere mein Leben, weil es ist meins.

Angela Kiesel: [00:24:18] Es ist eine riesen Stärke in dem Moment einfach zu sagen, okay. Eine riesen Stärke und ein riesen Gewinn. Weil was passiert denn letztlich? Man fokussiert sich wieder auf das, was man selber will und auch dann auf die Fähigkeiten und findet da wieder mehr so den Zugriff drauf. Und ich glaube, das ist ja eigentlich so ein Grundgefühl von, mir geht’s gut und auch von Sicherheit, wenn ich das tun kann, was mir einigermaßen entspricht und wo ich Freude dran hab. Dann fühle ich mich gut damit. Und dann kann ich auch ich sein und muss mich nicht maskieren.

Simone Ruckstuhl: [00:24:51] Ja, der Sender bei dem, was mir jetzt grade in den Kopf geschossen ist, ist das hört sich alles gut an, ja, das man irgendwann findet, was einem selbst gut tut und wo ich hin muss. Und sich einzugestehen, dass es vielleicht nicht richtig ist. Ist aber in den meisten Fällen sehr schwierig. Was einfach da ist, ist die Gesellschaft von außen, die einem den Druck gibt, das eigentlich nicht zulassen zu können. Und ich glaube, du sagst selbst, es ist eine wahnsinnig innere Stärke das zu schaffen. Also diesem Druck auch von außen stand zu halten und zu sagen, okay, dann Unverständnis im engsten Kreis oder wie auch immer, dass ich jetzt komplett was anderes mache oder völlig aus der Bahn geworfen bin. Erst mal das tun zu können, ist ein Riesenschritt. Ja und da sind wir halt auch in Deutschland bei einem Punkt, dieser äußerliche Druck von der Gesellschaft ist enorm groß. Finde ich also hier auch.

Angela Kiesel: [00:25:42] Ja, total. Und ich finde, es macht ja immer was. Also gerade wenn man in einem Konstrukt ist von einer Firma wo mehrere Menschen arbeiten. Wenn man wirklich mal an den Punkt kommt, dass man sagt, boah, das will ich nicht mehr so in der Art wie ich arbeite oder auch in der Position. Ich würde mich gern verändern. Ich würde gerne in andere Positionen rein. Das macht ja auch was mit den anderen. Das heißt, sie sehen, da ist einer, der verändert sich. Der hat den Mut, zu sagen, ich möchte gerne etwas anderes, etwas anderes machen. Und das löst ja auch was bei den anderen aus. Vielleicht auch manchmal der Neid, dass derjenige es auch schon möchte, aber den Schritt sich nie getraut hat. Also, es geht ja immer auch mit was in Resonanz. Und das ist das, was Simone gerade macht, dann diese Stärke zu haben und zu sagen, ganz egal, wie die anderen jetzt reagieren, es hat nichts mit mir zu tun, sondern nur mit dem anderen, der wahrscheinlich jetzt mit dem Umbruch, der bei einem selbst passiert, bei ihm auch was auslöst. Aber das ist ja seine Baustelle. Und diese Stärke zu haben, bei sich zu bleiben und dem Gefühl zu folgen, was man in dem Moment macht, das ist das, was durchaus nicht einfach ist. Aber ich glaube, in diesem Bewusstsein bei sich zu bleiben, in seiner Angelegenheit bleiben, das macht ganz, ganz viel. Und sich nicht ablenken zu lassen von den Interpretationen der anderen.

Wenn nicht das Geld, sondern Sinnhaftigkeit über den Traumberuf entscheidet

Simone Ruckstuhl: [00:26:57] Da fällt mir der eine tolle Sprecher ein, bei dem es praktisch umgekehrt war. Was heißt umgekehrt? Der hatte einen absoluten Traumjob, der hat jede Menge Geld verdient. Und es war eigentlich ein easy Job, also absolute Führungsposition. Und der war irgendwann an dem Punkt, wo er gesagt hat, also das ist nicht mein Ding, ich muss eben etwas anderes machen. Und der ist ausgestiegen aus diesem Job. Und es hat niemand verstanden in seiner Umgebung, weil er wahnsinnig viel Geld verdient hat und noch nicht mal, wie er es selbst beschrieben hat, viel zu tun hatte und hätte sich ein einfaches Leben machen können. Und er hat dann tatsächlich noch in einem entsprechenden Alter eine Ausbildung als Heilpraktiker angefangen und hilft jetzt Menschen und ist praktisch in eine ganz andere Richtung gegangen und ist wahnsinnig glücklich und verdient natürlich, wie er selbst gesagt hat, nur ein Viertel von dem, was er vorher verdient hat. Aber darum geht’s nicht. Also er war wahnsinnig unglücklich und hat es angenommen. Ich glaube, das ist so der Punkt.

Angela Kiesel: [00:28:00] Ich glaube, dass ist das, was Simone grade anspricht, dass man sich irgendwann Gedanken macht, wo ist die Sinnhaftigkeit? Hat das Sinn, was ich tue? Habe ich das Gefühl, ich kann was Gutes vielleicht tun, auf eine gewisse Art und Weise. Und an dem Punkt, glaube ich, stand er einfach auch da. Und dann hat er diese Sinnhaftigkeit eben in diesem anderen Bereich mehr gefunden.

Simone Ruckstuhl: [00:28:22] Ja, auch das. Aber das Thema, was er auch dann gesagt hat in seiner Rede war, auf wie viel Unverständnis er im Freundeskreis und überhaupt im Arbeitsbereich gestoßen ist. Das konnte niemand verstehen. Also es haben sich auch ganz viele Leute von dem abgewendet, was ja verrückt ist. Wieso wendet man sich von jemandem ab, der seiner Leidenschaft nachgeht?

Angela Kiesel: [00:28:42] Aber genau das ist das, was ich glaube ich meine, dass die Menschen merken, das macht ja was mit einem oder kuck mal, der verändert sich. Er macht jetzt etwas, was ihm unglaubliche, ich nenne es jetzt mal Erfüllung gibt. Und ganz oft sind es Menschen, die das auch so gerne tun würden, aber sich einfach nicht trauen. Und dann ist es immer der einfache Weg. Man hatte den Kontakt und geht da weg, weil diese Inspiration erstmal vermeintlich nicht gut tut, obwohl es eigentlich ein toller Motor wäre. Da ist das Einfachste, immer weggehen. Sonst müsste ich aus meiner Komfortzone raus.

Simone Ruckstuhl: [00:29:14] Um Gottes Willen. Da kommen dann die Ängste hoch.

Judith Geiß: [00:29:18] Was mir dazu auch nochmal einfällt ist, meist wenn bei den Übernahmen dann die ersten das Unternehmen verlassen und man quasi sieht, denen geht’s danach auch noch gut oder die leben noch sozusagen, dann gehen die anderen auch.

Angela Kiesel: [00:29:30] Ja, genau.

Judith Geiß: [00:29:31] Also es ist dann immer so ein Domino-Effekt. Und ich muss ganz ehrlich sagen, bei einem meiner Kunden war es so, dass plötzlich ganze Stockwerke leer waren. Und ich muss sagen, also ich war als Externer da. Aber wenn ich mir vorgestellt hätte, ich wäre dort noch angestellt, die Kollegen also irgendwie, gefühlt jeden Tag ist eine Verabschiedung und auch das macht ja was mit denen, die dann gefühlt nicht aus der Situation heraus können oder die dann nur noch durch den Bonus gehalten werden. Die gibt’s auch und es ist auch absolut in Ordnung. Also Bleibe-Bonus bis das hier über die Bühne gebracht ist. Und nein, ich will damit nicht sagen, dass jede Übernahme dazu führt, dass die Stockwerke leer werden, aber es ist einfach, dass die Teams sich verändern, dass neue Leute hinzukommen, dass alte liebgewonnene Kollegen gehen, dass man da vielleicht auch ein bisschen nachtrauert, genauso wie man der alten Unternehmenskultur nachtrauert. Aber auch da kann man ja sagen, Okay, ich lasse mich erst einmal darauf ein. Und wenn ich dann feststelle, wie euer Speaker, das ist nicht mehr das, was ich will, dann kann ich eine Entscheidung treffen.

Und ich glaube, das ist immer wichtig, auch bei mir im privaten Umfeld. Wenn ich dann gefragt werde, ja, was soll ich denn jetzt machen? Ja, du musst die Entscheidung treffen. Ich kann dir nur Kriterien, die mir von außen auffallen, sagen. Ich werde dir nicht sagen, kündige deinen Job oder nehm den Job an! Das musst du aus dir selbst heraus wissen. Ja, also total spannend. Also ich könnte euch jetzt auch noch viel, viel länger zuhören. Ich denke, es war ein enormer Blick hinter die Kulissen der Fuckup Night, aber auch die Fehlerkultur, wie sie in Deutschland gesehen wird, nach wie vor gesehen wird. Aber für mich persönlich positiv, dass wir eine Veränderung wahrnehmen. Das ist schon mal super, weil ich glaube, das können wir alle gebrauchen. Nicht diesem Druck die ganze Zeit ausgesetzt zu sein, sondern einfach zu sagen, hey, ich hab einen Fehler gemacht. Hab ich gestern im Projekt auch. Okay. Ich hab einen Fehler gemacht. Es tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht, war halt falsch. Ist so.

Simone Ruckstuhl: [00:31:18] Ein einfacher Satz. Eigentlich.

Judith Geiß: [00:31:21] Ja, eigentlich. Und dann kam, wie kannst du denn sagen, dass du jetzt einen Fehler gemacht hast? Weil es so ist. Und für mich war das gestern ganz interessant, weil ich dann nochmal überlegt habe. Erstmal, wie hab ich das eigentlich gelernt, so zu machen aufgrund der Reaktionen und das andere dann, wirklich zu sagen, warum hab ich den Fehler gemacht? Und zwar nicht um sich runter zu buttern, sondern ich habe einfach festgestellt, dass vielleicht Multitasking gestern nicht die beste Lösung war für die Themen, die da anstanden. Und ich glaube, das ist immer dieses: was entsteht aus dem Fehler? Für mich war klar, ich mach nach unserem Interview heute schon mal Wochenende. Und vielleicht ein anderer hätte entschieden, okay, er muss jetzt noch mehr arbeiten, weil er müsse jetzt zeigen, dass er nicht noch mehr Fehler macht. Und dann passieren ja noch mehr. Aber unabhängig davon, Fehler sind nichts Schlimmes. Fehler können ausgemerzt werden bzw. man kann andere Lösungen finden. Ich sage immer, wir operieren nicht am offenen Herzen. Das heißt, wir können alles, wenn was falsch gelaufen ist, dann kann man es wieder ändern. Und letztendlich kann ganz viel Neues und Tolles daraus entstehen, dass man mal einen vermeintlichen Fehler gemacht hat oder gescheitert ist. Aber wie geht man damit um und wie steht man dann wieder auf? Ihr tragt da einen wesentlichen Teil dazu bei, dass es hier in der Metropolregion Rhein-Neckar, kann man ja schon fast sagen, da ein Umdenken gibt. Wir freuen uns gemeinsam darauf, wenn ihr die nächste Fuckup Night veranstaltet. Wie man an die beiden und an die News zu den Fuckup Nights kommt, sieht man in den Shownotes. Ich sage vielen, vielen Dank euch beiden, dass ihr da wart und freue mich auf die nächste Fuckup Night. In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Tag.

Angela Kiesel: [00:32:56] Danke dir Judith! Tschüß.

Speaker: [00:33:00] Buchen Sie jetzt ein Mentoring mit Judith Geiß. Egal ob als Mitarbeiter, Führungskraft oder Team. In einem individuell auf Sie zugeschnittenen Mentoring erhalten Sie wertvolle Tipps und Hinweise, wie Sie sicher durch die Zeiten der Veränderung kommen. Schauen Sie vorbei auf www.TheBridge-Online.com/Mentoring. Den Link finden Sie auch in den Shownotes.

 

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